Summer of Sail

Three Strikes in a row I

Kennt ihr das Sprichwort? Three Strikes in a row –  es kommen immer 3 Hiobsbotschaften nacheinander?

Ich kenne das leider aus einem ganz anderen Setting. Bei uns im Krankenhaus geisterte dieser Aberglaube immer rum. Es war wirklich immer so, dass grundsätzlich 3 Leute kurz aufeinander verstorben sind. Warum das so war, verstand niemand. Eigentlich stirbt im Krankenhaus wirklich selten jemand. Aber wenn, dann geht der Geist der verteufelten 3 um. Bangend saßen wir in den Besprechungen und gaben an den Nachtdienst alle wichtigen Infos weiter, wer auf der Kippe steht. Es waren aber niemals diejenigen, von denen man es erwartet hatte, die dann tatsächlich verstorben sind. Es waren oft sogar junge Leute einen Tag vor Entlassung, die eine Embolie bekommen haben und einfach so verstorben sind… Wenn die 3 dann voll waren, ging pure Erleichterung herum. Bis das makabre „Spiel“ wieder neu anfing…

Gestern lief also auch ein makabres Spiel bei uns an Bord. Chris beschreibt es als den „Worst day ever“. Meiner nahezu, aber an so eine Krebsdiagnose kommt auch ein 3 strikes day nicht ran. Wir waren am Morgen von Poros aufgebrochen und hatten eine katastrophale Nacht hinter uns. Wir lagen eigentlich im Hafen und hatten Landstrom. Vorteil daran ist, dass man die Klimaanlage laufen lassen kann. Leider sind die beiden Kabinen in der Front jedoch miteinander verbunden. Die andere Kabine hat gefroren und stellte ihre Klimaanlage auf Heizen. Durch die Verbindung der beiden fing also auch unsere Klimaanlage an bei 28°C Außentemperatur an zu heizen. Mitten in der Nacht sind wir beide klitschnass aufgewacht. Es waren gefühlte 45°C in unserer Kabine. Wir zogen nach draußen um, wo sich die Mücken über uns freuten. Normal gibt es am Salzwasser keine Mücken, da diese ihre Eier eigentlich nur in Süßwasser legen. Aber für uns macht man wohl gerne eine Ausnahme.

Wir hatten beide wenig und schlecht geschlafen. Unsere Gäste waren teilweise bis 6:30 Uhr in einer Bar gewesen und haben die griechische Lebensweise zelebriert. Unser erster Stopp ging in Richtung einer kleinen Badebucht auf Aegina. Neben uns ankert ein älteres französisches Ehepaar. Sie sind eigentlich komplett überfordert und wissen nicht so recht, wie sie den Anker hochholen sollen. Sie sind der Meinung, dass unsere beiden Anker verheddert sind. Statt den Anker locker und entspannt einzuholen, fangen sie an zu schimpfen und zu beleidigen. Wir sollen wegfahren, damit das Problem sich löst. 5 Minuten später hat der Franzose seinen Anker oben – er war nie verheddert. Es war unnützes Schimpfen. Aber NEIN, das war nicht der Strike One. Wir sind mittlerweile relativ gelassen und so etwas prallt an uns beiden ab. Es war ja nie ein Problem vorhanden. Wenn man eines haben möchte, kann man ja bekanntlich aus einer Mücke einen Elefanten machen. Aber wir machen einfach mal nicht mit. Stattdessen baden wir ein letztes Mal mit unseren ersten Kunden. Wir holen den Ball raus und spielen mit dem Aqua Ball und probieren das Tarzan-Spiel. An einer Schot schwingt man von der Reling ins Wasser hinein. Spaß vorprogrammiert. Unsere anderen Gäste versuchen erneut ihr Glück mit der Harpune. Wir bereiten parallel ein iranisches Essen vor aus Gurken, Dill, Joghurt und Eiswürfel. Es ist ein erfrischendes Gericht für heiße Temperaturen. Als die Jungs von der Fischjagd kommen, lassen sie leider den Speer der Harpune in 12 Meter Tiefe fallen. Nein, auch das ist es nicht wert Strike 1 genannt zu werden. Schließlich kann man das Ding ersetzen. Muss man auch, denn 12 Meter Tauchgang schafft Stan nach einer durchzechten Nacht in einer Bar auf Poros nicht…

Nein, unser Strike 1 passiert eigentlich genau 50 Meter vor dem Ziel. Es ist relativ windig, aber nach der Hafenmauer in Athen ist es ruhig. Wir brauchen die Fender, die in der vorderen Skipperkabine sind. Ich klettere in die Kabine hinein und hole die Fender raus. Ich merke schon, dass dort schlechte Luft ist und mir leicht schwindelig wird. Ich will also schnell wieder raus. Die Leiter ist aus Metall mit runden Streben und aus irgendeinem Grund auch noch glatt. Ich gehe also hinauf und will mich am Rand der Luke hochdrücken und rutsche ab. Dank Chemo habe ich kein Gefühl mehr in den Füßen, es ist also leider nicht so unwahrscheinlich, dass mir so etwas passiert. Mein Rücken schrammt an Lukenfenster und Leiter entlang. Ich falle hinein in die Kabine. Wenigstens hatte ich zwei Fender nicht herausgeholt, sie federn meinen Sturz ab. Schmerzen tut es trotzdem. Ordentlich. Mein Rücken tut einfach nur noch weh. Ich klettere langsamer heraus.  Jetzt gerade ist keine Zeit zum Jammern. Fender klar machen und anlegen.

Erst am Abend gegen 0 Uhr werden wir wieder Zeit haben, um uns darüber Gedanken zu machen, denn Strike 2 und 3 werden folgen… Mein Rücken ist im Bereich von Brust- und Lendenwirbelsäule rot aufgeschrammt und tiefblau angelaufen. Es ist mal mindestens eine ordentliche Prellung, hoffentlich nicht gebrochen. Das wird sich spätestens morgen klären.

Wir fallen nun aber erschöpft ins Bett mit Klimaanlage. Unsere Decken haben wir der anderen Kabine gegeben, damit die nicht heizen müssen.

Three Strikes on a day sind anstrengend genug. Ich verteile sie im Blog also lieber auf drei Tage. Lest morgen also über Strike II.

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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