Summer of Sail

Stressmanagement- Trainer II

Hand hoch – wer braucht ein wenig Stressmanagement? Ich bin da ganz vorne mit dabei und eigentlich dachte ich, dass mir der Kurs super viel neuen Input bringen würde, auch für mein eigenes Leben.

Erste Übung war, wie auch beim Kurs für Autogenes Training und Progressive Muskelentspannung: Wie ist ihr aktuelles Stressniveau?

Puh. Gute Frage. Mal überlegen. 10 von 10? Immerhin ist meine Aufgabenliste eeeendlos. Mein Brief vom Finanzamt ist noch immer nicht bearbeitet, das Ausmisten vom Zimmer nicht erledigt, mein Koffer nicht gepackt, meine Versicherung nicht geklärt… Aber sehen wir es positiv. Ich habe wenigstens gut geschlafen. Mein Hotel in Stuttgart ist eine echte Steigerung zu den Vorgängern. Meine Versuche mit AirBnB und vermeintlich besseren Hotels im ruhigen Grünen waren wenig erfolgreich. Jetzt lande ich in einem modern ausgestatteten Hotel nur 500m vom Kursraum weg. Einziges Manko: weder Licht noch Steckdose im Bereich des Bettes. Die letzten Schritte im Dunkeln sind also eine Herausforderung an meine Füße, die ja nicht gut spüren, was sie so machen dank Chemo. Christian wirkt zuverlässig – auch das beruhigt mich und eigentlich kann ich mich ja gut auf ihn verlassen. Aufgabenteilung bei einem Team.

Ich korrigiere mein Stresslevel also mal auf 8 von 10. Ich bin ja Optimist. Meine weiteren Kursteilnehmer korrigieren ihre Werte auch – Auswanderung relativiert irgendwie anscheinend alles. Im Vergleich zu mir hatten plötzlich alle keinen Stress mehr 😉 Wir machen eine Übung und stellen uns auf einer imaginären Linie auf. An der Wand ist Stresslevel 0, am Fenster 10. Ich habe 3 Meter Abstand zum nächsten und fühle mich einsam. Doofe Übung. Ich bin ein kleiner Außenseiter.

Aber gut, noch ein Zeichen mehr, dass ich gut aufpassen sollte, um meinen eigenen Stress zu reduzieren. Was folgt, ist aber leider ein ordentliches Chaos. Unser Kursleiter ist selbst die Unruhe in Person und springt durch die Themen. Er hat eine andere Power Point, der rote Faden liegt in der Ecke und alle sind überfordert. Plötzlich schreit er los und freut sich. Nach zwei Stunden hat er die Kursunterlagen entdeckt und teilt sie aus. Okay, Mut zur exzessiven Freude!

Wir arbeiten uns durch Lazarus, Spinnennetz, Stressorentheorien. Wir malen eine Insel, analysieren unsere persönlichen Stärken und Ressourcen und finden für Probleme wie „Trennung“, „Umzug“ oder „Tod des Partners“ neue Denkansätze. Irgendwie fühle ich mich wie in einer kleinen Psychotherapie inklusive Online Klatschzeitung Psychotest. Finde dein persönliches „Omm“ und bilde deinen eigenen Motivationssatz, der sich dringend reimen muss: „In allen Wegen und Gassen ruhig und gelassen“. Gewöhnungsbedürftig, aber darauf kann man sich noch einlassen, im Gegenteil zur abschließenden Übung des Tages:

Unser Kursleiter steht auf, läuft im Raum herum und fängt an zu zappeln. Ähm, nein, kein Krampfanfall! Er hört Musik. What? Schizophrene Wahrnehmungen? Jetzt wird es aber abgefahren? Nein, wir sollen uns locker machen. Man nennt das imaginäre Übung und wir sollen doch endlich alle mittanzen: „Hört ihr die Musik etwa nicht?“ Ich gehe aus meinem 1. Hilfe Modus raus und entspanne. Tanzen tut leider keiner…

Die Alternativübung wird dann zur empathischen Meisterleistung. Wir hatten das Thema „Trennung“ analysiert. In diesem Rahmen erzählte eine Kursteilnehmerin, dass sie eigentlich heute geheiratet hätte, aber ihr Verlobter die Hochzeit abgesagt hatte. Der Stressmanagement-Kurs ist ihre Ablenkung. Passenderweise machen wir die „Ja, ich will“-Übung – in verschiedenen Tönungen schmettern sich jeweils zwei Menschen die Sätze „Ja, ich will“ und „Nein, ich will nicht“ entgegen. Sehe nur ich hier Parallelen?

Ich hoffe mehr Feingefühl bei meinen Kursen an den Tag zu legen, die schon bald auf der Yacht stattfinden.

Wollt ihr auch dabei sein? Dann schaut nach eurem nächsten Törn!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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