Summer of Sail

Der Bootskauf – eine Never ending Story II

Nachdem wir uns auf die weiße Beneteau 57 von Vangelis eingeschossen haben, reichen wir die bootspezifischen Unterlagen beim Finanzierer ein. Gut, auch hier vergeht etwas Zeit. Man muss sich nämlich nochmal komplett nackig machen. Kontostand, Zahlungsverpflichtungsübersicht, Schufa, Lohnauszug, Arbeitsvertrag – so ein Geldgeber will wirklich alles sehen von dir. Die schauen wirklich in jede Ritze deines Portemonnaies. Gefühlt sind das für mich die Proktologen der Finanzwelt. Du kannst wirklich gar nichts verstecken, nicht mal an den entlegensten Orten, die sonst niemand untersuchen mag. Wir haben auch nichts zu verstecken, aber es zieht sich wieder wie Kaugummi.

Erst kurz vor der Saison kriegen wir das finale grüne Licht. Finanzierung steht und wir garantiert für die nächsten 6 Monate. Brauchen wir ja nicht, denken wir noch blauäugig blöd. Der Vertrag ist ja schon bald unterschrieben. Und wieder mal ein eindeutiges Pustekuchen!

Als wir in Griechenland ankommen, treffen wir auch auf Vangelis. Er hat aber keine Zeit. Nicht in der ersten Woche, nicht in der zweiten Woche. Ich werde nun schon unruhig. Jetzt gehen wir auf die 4-wöchige Peleponnes-Umrundungstour. Wenn wir zurück sind, ist es schon Anfang Juli. Die Zeit drängt. Nach dem Bootskauf kommt ein laaaaanger Rattenschwanz. Gründung des Unternehmens, Begutachtung des Bootes, Umrüstung auf Atlantiktauglichkeit mit dem festen Termin auf Las Palmas, damit wir auch den Start der ARC nicht verpassen. Angemeldet sind wir ja bereits. Chris schreibt also schon mal eine Email, damit das Memorandum of Agreement (MOA), womit Käufer den beabsichtigten Kauf und Verkäufer den beabsichtigten Verkauf garantieren und keine anderen Leute mehr das Boot vor der Nase wegkaufen können, vorbereitet wird. Ein gebranntes Kind scheut Feuer. Ganz klare Bedingung: Das Boot müssen wir am 06.10. übernehmen können, damit wir Umbauten und Segeltour nach Gran Canaria zeitlich noch schaffen. Vangelis stimmt und sichert zu und gibt uns schon mal die Nummer von seiner Accountant Frau, die sich um solche Dinge eben kümmert. Nach endlosen Versuchen erreichen wir endlich die Dame. Sie muss es mit dem Anwalt klären und meldet sich wieder. 3 Tage später ruft sie zurück. Vangelis möchte zwar eigentlich verkaufen, aber das MOA kann man nun noch nicht machen, da er sich erst Mitte September entscheiden kann, ob er wirklich verkaufen möchte.

Wir fallen aus allen Wolken. Ist das sein Ernst? Es ist doch dieses Mal wirklich alles schon nahezu dingfest. Wir haben alles akzeptiert, was er wollte. Preis, Übergabezeitpunkt – keine Verhandlungen, nichts. Und er hat nicht mal den Anstand, uns das persönlich zu sagen? Ich bin von griechischem Unternehmertun schon maßlos begeistert. Chris ruft ihn an und erfährt, dass das Lieferdatum des neuen Katamarans noch nicht bestätigt ist und ihm sonst ggf. ein Boot fehlt im nächsten Jahr. Er kann also aktuell nicht zusagen. Er würde zur Boot Show in Cannes fahren und dann wisse er mehr.

Ist das Fass schon voll? War das der sogenannte Tropfen auf den heißen Stein? Was soll man tun? Darauf hoffen, dass er Mitte September zustimmt und alle Regelungen bis Anfang Oktober binnen 3 Wochen erledigt werden können? Ein anderes Boot? Aufgeben?

Aber das würde wohl nicht die Mentalität von Gründern widerspiegeln. Aufgeben gibt es nicht. Wer aufgibt, gibt zu viel auf. Das hat mich schon durch meinen Überlebenskampf durch den Krebs begleitet und motiviert. Wir entschließen uns also für den Mittelweg. Vangelis wird kurz informiert, er solle mal machen. Nebenbei suchen wir nach Alternativen. Mal wieder.

Begleitet ihr uns? Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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