Summer of Sail

Der Bootskauf – eine Never ending Story I

Ein Boot zu kaufen, ist schwieriger als gedacht – so viel kann ich schon an dieser Stelle verraten. Es ist Startpunkt für die bisher größte Abenteuerreise unseres Lebens. Und nein, ich meine hier keine Reise AUF der Beneteau 57, sondern die Reise bis wir überhaupt die Beneteau 57 als unser Eigentum betreten dürfen.

Aber beginnen wir mit einem FLASHBACK: Über „unser“ Boot haben wir noch gar nicht genug berichtet. Unser Boot – unsere innig geliebte Beneteau 57. Chris liebt die Beneteau 57, weil sie so perfekt für das Vorhaben Atlantiküberquerung mit dem Center Cockpit ist und weil sie so komplett ausgerüstet ist mit Wasserentsalzungsanlage, Klimaanlage und Generator. Weil sie so eine tolle Liegefläche hinten hat zum Sonnen, weil sie so geräumig ist, weil sie so edel verarbeitet ist. Die Beneteau 57 ist ein schickes klassisches Boot, das sein Herz im Sturm erobert hat. Ich gebe zu, dass mich Kleinigkeiten gestört haben an diesem Boot, die mir nicht ganz optimal erschienen. Relativ schmale Betten in den Vorderkabinen zum Beispiel und nicht zuletzt ein recht hoher Preis, aber Chris hat ja mehr Ahnung von Booten und er spielte schon lange vor meiner Zeit mit dem Gedanken, dass er dieses Boot kaufen würde und der Verkäufer hat ja sogar zwei, sodass wir das Bessere aussuchen können.

Als wir im Oktober 2017 mit unserem Business Plan anfangen, fällt daher die Bootswahl leicht. Die blaue Beneteau 57 soll es sein –  DAS wird unser Schatz im Meer. Der Name wird in wochenlangen Diskussionen mit Familien und Freunden auf den blauen Bootsrumpf angepasst: Blue Diamond. Wir bekunden unser Interesse und treffen mit Vangelis (Verkäufer) erste Absprachen. Wenn wir es erst am Ende der Saison nehmen, zahlen wir 20.000€ weniger. Das ist eine stolze Summe. Wir diskutieren und stimmen zu, so haben wir eben noch mehr Zeit, um alles in Ruhe zu planen und aufzubauen. Im Sommer starten wir mit gechartertem Boot einen Testversuch. Wenn der klappt und wir genug Kunden bekommen, dann können wir ruhigen Gewissens unser Boot kaufen.

Wir gehen also zu Finanzierungsgesprächen bei Banken, die jedoch mit einem mobilen Gegenstand keine Sicherheit anerkennen wollen. Es vergehen viele Wochen bis wir endlich einen Spezialfinanzierer gefunden haben, der uns dieses Boot finanziert. Von der Finanzenseite haben wir nun grünes Licht. Wir brauchen nur für die finale Berechnung der Konditionen Bootsunterlagen, die wir nun vom Verkäufer anfordern. Wir melden uns also beim Bootsverkäufer und die Antwort trifft uns beide zum ersten Mal tief in der Magengrube: „Habe die blaue Beneteau verkauft, gibt nur noch die weiße, kostet aber 20.000€ mehr, weil ein Jahr jünger“.

Ich kann mich an den Abend noch erinnern. Wir waren passenderweise mit einer Horde Segelfreunden verabredet, um den letzten Sommer noch einmal in Erinnerungen und Anekdoten zu zelebrieren. 10 Minuten bevor wir los müssen, flattert die Email rein. Wir liegen erst mal beide stumm und still auf unserem Bett und versuchen das zu verarbeiten. Einen Memorandum of Agreement gibt es noch nicht. Ist ja logisch, dass Vangelis verkauft, wenn ihm jemand den Preis bezahlt und er nicht auf uns wartet, wo wir nicht sagen können, ob es denn was wird. Die Trauer ist dennoch groß. Mit etwas Verspätung gehen wir zu diesem Abendessen, ich versuche zu überspielen, wie traurig ich bin, und schäme mich irgendwie, weil der Plan nicht aufgegangen ist. Am Ende bleibt die Erkenntnis, dass Freunde genau in den Situationen einfach nur durch ein ernst gemeintes „Was für ‚nen Idiot“ Wunden heilen können.

Wir diskutieren viel in den kommenden Tagen. Weißer Rumpf passt nicht zum Namen. Der Preis ist nochmal höher – ist das überhaupt realistisch, nur weil es ein Jahr jünger ist. Was wenn der Gleiches Spiel mit dem anderen Boot spielt. Wir suchen im Internet nach Alternativen, aber der Markt ist schlecht. Es gibt zig Eignerboote, aber kaum Chartertaugliche Varianten. Alles überteuert, mit größeren Schäden oder nicht gut gewartet. Die Unsicherheit ergreift uns, aber eben auch die Gewissheit der wirklichen Alternativlosigkeit, sodass wir schließlich unser Konzept umbauen und Lösungsstrategien finden. Eigentlich ändert sich am Plan nicht viel. Nur das Boot wird ein anderes sein. Den weißen Rumpf muss man eben blau streichen oder blaues Unterwasserlicht. Man muss eben etwas kreativ werden, um den Namen noch umsetzen zu können. Wir stimmen erneut zu – wir kaufen eben die weiße Beneteau 57. Damit sollte ja nun alles geregelt sein. Pustekuchen – das wäre doch auch viiiiel zu einfach. Wer ein Boot kaufen will, muss hart im Nehmen sein und Stehauf-Männchen-Qualitäten beweisen.

Aber dazu dann mehr im nächsten Blog! Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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