Summer of Sail
Bild von Karo & Chris

All you need is love: Our first Date

Heute plaudere ich mal aus dem Nähkästchen. Unser erstes Date… Chris und ich hatten uns tatsächlich ein ganzes Jahr lang mit vielen Auf und Abs geschrieben. Ja, richtig gelesen. Drum prüfe wer sich ewig bindet. Wir haben wahrscheinlich eine der verrücktesten Kennenlernphasen, aber die sind doch meistens ganz besonders!

Aber darum soll es heute nicht gehen, sondern um unser erstes Date. An Tag 365 (gezählt vom Tag der ersten Nachricht) haben wir uns endlich verabredet. Die Gesamtsituation war eigentlich wenig passend. Ich war dank Chemo aufgedunsen vom Cortison und hatte ordentliche Hamsterbacken vom Mondgesicht, meine Haare waren spärlich, meine wenigen verbliebenen Wimpern brachte ich mit Maskara in Form. Ich weiß noch wie ich daheim dachte, dass sich das lohnen müsste. Das könnte mich immerhin meine letzten Wimpern auch noch kosten. Wir fahren verabredet beim IKEA. Viel machen konnte ich nämlich nicht mehr. Gesucht wurde ein Ort ohne viele Menschen (ja, das gibt es unter der Woche auch beim IKEA) mit Sitzmöglichkeit, damit die Infektgefahr niedrig ist und ich genug Möglichkeiten für ne Pause habe. Ich fuhr mit meinem Auto zum IKEA und war eigentlich schon da. Da rief mich Christian an, ob ich ihn nicht von der Bushaltestelle abholen könnte, weil er sonst noch 25 Minuten laufen müsste. Ich bin also wieder los und lauschte der Navigation meines Mobiltelefons und fuhr irgendwie auf den Bordstein und dann rüttelte es kräftig.

Ganz ehrlich, ich hab sowas ja noch nie erlebt, aber das ging so derartig schnell und plötzlich fuhr es sich nicht mehr rund sondern so holprig. Ich habe auf der einen Seite 2cm große Löcher in meinen Reifen gefahren. Luft raus. Fahrt beendet. Chris durfte dann doch zu mir laufen und mich das erste Mal (mit dem ADAC) „abschleppen“. Unser erstes Date verbrachten wir also zunächst mal in der Reifenbude um die Ecke. Freundlicherweise wurden wir als Notfall vorbei an allen Wartenden geführt, die eigentlich Sommer- gegen Winterreifen wechseln wollten. Ich hatte einen Kakao aus dem Automaten, den es umsonst gab. Neben uns saßen betagtere Herren und blätterten durch die Auto Motor Sport, während wir uns versuchten zu beschnuppern. So richtig romantische Stimmung wollte in der kleinen Ledersesselecke nicht aufkommen. Um es vorweg zu nehmen, Chris fand mich zu diesem Zeitpunkt komisch 😉 Juche

Wir führten unser Date dann aber trotzdem mit dem eigentlichen Plan IKEA und 36 Fragen Experiment fort. Am Ende reichten die Sympathien, um ein gemeinsames Abendessen anzuhängen. Ich schlug einen Italiener vor und hatte gar nicht bedacht, dass Chris da die Qual der Wahl haben wird. Pasta und Pizza sind nunmal in den meisten Fällen glutenhaltig. Ich habe mir noch immer nichts gedacht als er eine Variation an Vorspeisen bestellte und beging dann auch noch den FEHLER schlechthin. Ich kontaminierte sein Essen, weil ich ihm ein Stück Parmesan vom Teller klaute! Wie konnte ich nur! Der arme Mann kriegt keine Hauptspeise und davon dann auch nicht mal alles. Kein Wunder, dass er mich endgültig für „komisch“ befand…

Ehrlich gesagt, war ich mehr als überrascht, dass eine solche kleine Winzigkeit schon reichen könnte, um die Symptome auszulösen, aber leider stimmte das auch noch – oft genug ausprobiert leider :-/ Ich hatte bisher nur wenig Berührungspunkte mit dem Thema Gluten, Glutenunverträglichkeit und Zöliakie.

Während meines Studiums wurde das Thema drei Mal abgehandelt. Die Hautärzte erzählten zwei Minuten über einen trockenen Ausschlag, der sehr selten sei und wir würden ihn niemals zu Gesicht bekommen. Die Kinderärzte stellten das Krankheitsbild etwas länger vor und zeigten allerlei Differentialdiagnosen, also alle Krankheitsbilder, die ähnliche Beschwerden machen. Und da liegt das Problem bei Kinder- und Allgemeinärzten: es kann immer irgendwie alles oder nichts sein. Die Abgrenzung ist sehr schwierig. Was hängen blieb ist, dass es sehr selten ist und wir es wohl nicht zu sehen bekommen würden. Die Internisten erzählten und selbiges. Ich behielt allerdings noch, dass man es bei einer Magenspiegelung feststellen kann, weil das Problem im Zwölffingerdarm liegt. Man schloss mit dem Satz: „Das sind eh Spezialfälle für den Gastroenterologen“.

Vielleicht ist das aber auch der Grund, warum eine Glutenunverträglichkeit bei so vielen Menschen erst so spät erkannt wird. Ich habe dank Chris nun schon mehrere Zöliakie-Patienten kennengelernt und alle haben eines gemeinsam – den langen Leidensweg bis zur Diagnose. Es braucht schon etwas Geduld und Glück, um den unmittelbaren Zusammenhang zwischen Gluten in der Nahrung und den Beschwerden zu erfassen und zu begreifen.

Wenn Chris Gluten zu sich nimmt, kriegt er „Magenkrämpfe“ und vielleicht auch Durchfall. Manchmal kommt das sofort, manchmal erst am nächsten Tag, je nachdem welche Menge er aufgenommen hat. Nach einer Woche kriegt er oben genannten Ausschlag. An den Händen wird die Haut trocken und schuppig und kriegt Risse, sogenannte Rhagaden. Äußerst schmerzhaft.

Bis heute hat er übrigens noch keine konkrete Diagnose. Wie bei vielen ist es ein Austesten und plötzlich besser fühlen, wenn man eben auf glutenhaltige Produkte verzichtet. Ich habe meine Beziehung zum Anlass genommen und mal wieder das Buch der Inneren Medizin aufgeschlagen und mich über die Erkrankung informiert. Das will ich euch natürlich nicht vorenthalten, aber dazu mehr im nächsten Blog.

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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