Summer of Sail

Strophaden – idyllischer Rückzugsort

Heute nehme ich euch wieder einmal mit an einen ganz besonderen Ort. Kennt ihr das? Wenn man an das Segeln oder an Griechenland denkt, fallen einem doch spontan immer die weltberühmten Inseln ein. Kreta, Santorini, Mykonos – da will doch jeder hin. Sie sind zum Hotspottourismusort auserkoren worden, aber genau so ist mittlerweile auch das Feeling dort.

Santorini ist zwar wunderschön und der Sonnenuntergang einmalig, aber das Flair ist halt mehr touristisch als individuell und wahrhaftig. Heute erzähle ich euch von einer Inselgruppen, wo man eben genau nicht diesen touristischen Flair haben wird. Die Inseln sind auf keiner Seekarte und nicht per GPS zu finden. Chris kannte die beiden Inseln nur von den Eltern seiner besten Freundin (Gruß an Marie, die immer brav täglich meinen Blog liest). Sie haben das Kloster in den Strophaden als eine der schönsten Urlaubserinnerungen immer noch abgespeichert.

Chris war also vor 4 Jahren zuletzt hier. Damals lebte ein einzelner letzter Mönch in dem Kloster auf der größeren der beiden Inseln. Der Leuchtturmwärter war bereits von der Insel weggegangen. Einsam und alleine lebte der alte Mann dort. Chris hatte ihm damals Kaffee geschenkt und mit der Hoffnung, dass er noch leben würde, machten wir uns nun auf den Weg, um ihm wieder einen Kaffee zu bringen, den der alte Mönch damals so sehr mochte.

Wir näherten uns langsam der Inselgruppe. Man braucht per Segelboot etwa 4 Stunden von allen anderen zivilisierten Orten der Umgebung hier her. Als erstes entdeckt man das riesige Kloster aus der Ferne. Ein riesiger Block aus Steinen steht hier inmitten der einsamen Natur. Wir gehen vor Anker und gelangen mit dem Beiboot an Land. Eine griechische Flagge weht, ein motorisiertes Beiboot liegt hier auf einer Rampe und ein großes Schild ist angebracht: Man braucht jetzt eine Genehmigung, um die Inseln zu besuchen. Das ist alles neu. Wir befürchten schon, dass der alte Mann nicht mehr unseren Kaffee in Empfang nehmen wird können.

Wir laufen hinauf zum Kloster und suchen. Chris kennt sich aus, doch der ehemalige Schlafsaal ist leer und verstaubt. Das Kloster wird sich selbst überlassen. Überall finden wir Überreste der Jahrhunderte: eine alte Presse, die mit Esel betrieben wird. Ein alter Pferdewagen aus Holz. Viel Gerümpel liegt herum, riesige Säcke voller Zement, alte Flaschen, ein Ölfass von Shell, eine Kiste alter Cola-Flaschen… Es ist ein Zusammenschnitt aus verschiedenen Epochen und ein Überblick über die Geschichte.

Auf dem Brunnen steht ein Eimer frisches Wasser. Jemand muss hier gewesen sein, aber den Mönch können wir nicht finden. Die kleine Kapelle ist sauber und ordentlich, frisch gefegt und Kerzen brennen. Definitiv ist jemand auf der Insel am Leben.

Wir gehen weiter und unternehmen eine kleine Wanderung zum Leuchtturm. Chris kennt den genauen Weg nicht mehr, aber man muss sich rechts halten. Das bringt uns in den Wald voller Dornen. Wir klettern durch das Dickicht. Die Jungs gehen vorneweg und versuchen das Gestrüpp wegzuhalten. Ich humpele immer hinterher. Mir fällt der Weg mit meinem gebrochenen Zeh besonders schwer. Einige Kratzer später stellen wir fest: Hier ist nicht der Leuchtturm. Also wieder retour – jippi!

Wenige Meter später geht ein weiterer Pfad ins Dickicht. Chris ist diesmal klüger und will den Weg testen bevor der Rest losmarschiert. Wir machen Rast im Schatten auf Bäumen und Steinen. Erst nach einer Weile sehen wir die Gerippe von Schafen um uns herum. Überall liegen Überreste der toten Tiere und an den Ästen hängen Wollreste. Hier nimmt die Natur eben den normalen Weg der Dinge. Nach 10 Minuten kommt Chris zurück. Mehr Kratzer am Körper und ein riesiges Loch in seinem T-Shirt. Das ist auch nicht der richtige Weg.

Wir entscheiden uns nun den großen Weg einfach weiter zu laufen, denn der Leuchtturm muss ja irgendwie gewartet werden. Nach 15 Minuten kommen wir gemütlich ohne weitere Waldausflüge am Leuchtturm an. Lediglich ein Ziegenbock rannte vor uns über den Weg. Die Aussicht ist wunderbar. Wir machen ein wenig Rast und schauen uns das alte Haus vom Leuchtturmwärter an. Auf dem Rückweg treffen wir dann auf einen Mann auf dem Motorrad. Er ist wenig begeistert uns zu sehen und fragt nach der Genehmigung… Chris erzählt ihm, dass wir davon nichts wussten. Der Mann ist sauer und verweist uns der Insel. Chris fragt ihn nur noch schnell nach dem alten Mönch, da wir Kaffee hätten. Die Züge werden weicher, der alte Mönch bedeutet ihm viel. Er fragt nochmals, ob Chris ihn kannte. Chris erzählt ihm nun vom letzten Ausflug vor 4 Jahren und dem Kaffee. Der Mann berichtet uns dann, dass der Mönch am 30.07.2017 verstorben ist. Eine Ära auf der Insel ist beendet. Der letzte Mönch hat das Kloster verlassen. Der Mann auf dem Mottorrad wacht nun über die kleine Inselgruppe.

Wir machen uns auf den Weg zu unserem Boot und grillen am Abend. Wir gedenken dem alten Mönch und genießen die Stille hier unter dem klaren Sternenhimmel. Wer Ruhe sucht, wird diesen Ort hier lieben.

Willst du auch? Dann schau hier nach dem nächsten Törn!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

 

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