Summer of Sail

Seekrank nach Sifnos

Eigentlich sollte ich es ja besser wissen, aber es passiert auch den Erfahrensten einmal: Ich bin seekrank geworden…

Wie konnte das nur passieren? Nun man nehme eine Portion viel Wind, aber nicht mehr zu viel Wind. Es sind vielleicht noch 20-22 Knoten. Dafür gebe man umso mehr Welle dazu. Die gibt es sozusagen heute umsonst in besonders hoch. Hier ist das Phänomen, das für mich die schlimmsten Bedingungen sind. Wenn ihr eine windige Nacht verlebt und der Wind am Morgen aber einschläft, kriegt ihr viel Welle mit wenig(er) Wind. Der Wind kann dann die Wellen nicht mehr plattdrücken. Dementsprechend begrüßen euch bis zu 3 Meter hohe Wellen und die Yacht schwankt ordentlich. Man gebe dann noch einen kaputten Fuß hinzu. Im Resultat halte ich es für die beste Option, unter Deck zu bleiben, um nicht im Weg zu sitzen und meinen Fuß noch hochlegen zu können. Und das ist leider der größte Fehler überhaupt. Welle, nichts sehen und stickige Luft sind ein Garant für Seekrankheit. Ich kriege dann auch noch eine wichtige Whatsapp Nachricht aufs Telefon und lese. Und ganz plötzlich ist mir flau im Magen. Ich schmeiße noch eine Vomacur-Tablette gegen Übelkeit ein und lege mich hin, um zu schlafen. Ich liege dank Krängung mehr auf der Mittelwand zur Nachbarkabine als auf dem Bett. Plötzlich kommt nochmal ein wenig mehr Krängung und Großschot wird gegeben, um Druck aus dem Segel zu nehmen.

Nun kommt also noch ein wenig Beunruhigung dazu, weil man nicht weiß, was genau passiert und dann entscheide ich mich doch lieber an Deck zu gehen. Bei Schräglage kein einfaches Unterfangen, aber ich schaffe es nach oben. Chris sieht es mir sofort an. Ich starre lieber auf das Wasser. Ich versuche ein einigermaßen ruhiges Fleckchen zu finden, was sich schwierig gestaltet. Mit 10-11 Knoten surfen wir auf den Wellen Richtung Ziel. Erst dort wird es besser mit meiner Übelkeit. Jetzt wirkt auch meine Tablette und ich werde müde. Sehr müde.

Der Anker wird geworfen und ich schlafe ein wenig. Chris ist genauso kaputt und legt sich zu mir. Nach einer Weile fahren wir weiter nach Vathi auf Sifnos. Erinnerungen kommen hoch. Letztes Jahr war hier ein kirchliches Fest und es gab freies Essen und freien Wein von der Kirche. Einer unser Freunde war an diesem Tag sehr gut dabei. Es war Delfinwetter gewesen und ihm wurde ein Bier für jeden Delfin versprochen. Wir fanden am Vormittag 7 und am Nachmittag 5. Zu den 12 Bier gesellten sich dann noch ein Cocktail in Vathi und der Wein der Kirche. Im Endeffekt fiel er dann mitten in der Nacht aus seiner Hängematte ins Wasser. Er kann sich nicht erinnern, wie es genau passierte, aber er brauchte Tage bis er wieder Bier trank und in der Hängematte schlief.

Wir werden in jener Bucht erneut nächtigen und am Abend in einer Fischtaverne einkehren. Wir erleben das Chaos der griechischen Gastwirtschaft. Es ist chaotisch. Wir warten 30 Minuten, bis wir bestellen können. Dann kommen die Vorspeisen vollkommen zeitversetzt. Einer bekommt gleichzeitig Vor- und Hauptspeise. Der andere kriegt seine Vorspeise erst als 4 Leute schon mit dem Hauptgang beschäftigt sind. Am Ende fragen wir 30 Minuten nach der letzten Essenslieferung an, wo denn unser Essen bliebe. Man hat es vergessen. 15 Minuten später bekommen wir dann Souvlaki und Bifteki. Es ist verbrannt. Ich gebe es also zurück, da die schwarze Kruste Krebs verursacht und ich das schon hatte. Man könne es aber nicht anders zubereiten. Am Ende esse ich gar kein Abendessen und zweifle an Tripadvisor… Wir waren auf so gut wie jeder Insel in einem mit 4,5 Sternen bewerteten Restaurant, aber keines konnte uns nachhaltig überzeugen. Was mich an die amüsante Geschichte des Restaurants in London erinnert. Ein junger Mann eröffnete auf Tripadvisor ein Restaurant, das es eigentlich nicht gab, und ließ all seine Freunde eine Bewertung abgeben. Er wurde zum besten Restaurant der Gegend und erhielt zig Reservierungsanfragen, die er stets mit einem „bereits ausgebucht“ beantwortete. Tripadvisor merkte gar nichts davon. Dementsprechend ist eine Bewertung nicht ganz so vertrauenswürdig wie wir aus der Generation Y immer denken…

Vielleicht sollte man lieber mal öfter auf das Bauchgefühl hören und etwas selbst testen, auch wenn es vielleicht neu ist und erst 3 Bewertungen hat. So wie Summer of Sail – daher schaut doch hier nach dem nächsten Törn!

Bis dahin Immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel!

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