Summer of Sail

Krankenhaus & Meeresleuchten

Wie ich gestern berichtete, humpelte ich mit Christian an meiner Seite durch Vathi auf dem Weg ins Krankenhaus. Wir kamen an der Polizei vorbei und wenige Meter später ist das Krankenhaus hell erleuchtet auf der linken Seite. Im ersten Moment wirkt es riesig. Vor dem Gebäude sitzt ein Mann um die 40 mit Brille in Sportklamotten. Barfuß. In der linken Hand eine Dose Bier, die er genüsslich zu trinken scheint. In der rechten Hand hat er eine Zigarre und pafft diese gemütlich. Er spricht uns an, ob wir ins Krankenhaus wollen. Chris sagt „Ja, sind sie der Arzt?“ Der Mann nickt. Wir schauen uns an… Sehr vertrauenswürdig, wenn der Arzt im Nachtdienst hier so rumchillt. Er läuft vor und holt sich seine Schuhe. Er nimmt mich mit in einen anderen Raum, wo auf der Untersuchungsliege Papier liegt, auf das wahrscheinlich bereits braune Desinfektionslösung getropft ist. Er fuchtelt kurz herum. Ein Röntgen gibt es nicht. Verdammt. Ich frage ihn kurz, was er denkt und ob er meint, dass es gebrochen ist. Er nickt. Ich frage ihn, was er denkt, wo es gebrochen ist. Er schaut mich mit leeren Augen an. Ich frage ihn nach den lateinischen Begriffen, die jeder Arzt (zumindest in Deutschland) in den Anatomiekursen lernt. Es ist die allgemeine Sprache der Mediziner, die weltweit von jedem verstanden werden sollte. Er grinst mich an und antwortet „Das erstere“. Ich denke, er hat keine Ahnung. Er schneidet einen Holzspatel zurecht, mit dem man sonst die Zunge runterdrückt bei der Untersuchung des Rachens. Es soll meinen Zeh stabilisieren. Er umwickelt es drei Mal mit einer Mullbinde. Hm. Dieser Verband ist leider Humbug. Ihm zu Liebe lasse ich den Verband dran und humpel mit Christian im Schlepptau zurück zum Restaurant. Dort sitzen noch unsere Freunde. Die Engländer aus dem Ruderboot waren im selben Restaurant und haben noch eine Getränkerunde spendiert als Dankeschön. Zurück auf dem Boot wickele ich meinen Verband ab. Ich kühle lieber mit einem Eiswürfel. Wir müssen also nach Kefalonia in die Hauptstadt. Das schaffen wir sicher nicht vor übermorgen.

Am nächsten Morgen machen wir uns schon mal auf den Weg in die richtige Richtung. Das Meer ist spiegelglatt. Gestern kamen hier noch Wellen von allen Seiten, nun ist eine spiegelglatte Oberfläche. Wir nutzen die Chance und üben wieder das Surfen mit dem SUP. Ein riesiger Spaß. Damit verbringen wir bestimmt 1,5 Stunden. Die Tollkühnsten surfen einhändig, der beste der Besten sogar einbeinig.

Am Nachmittag kommen wir dann in einer einsamen Bucht an. Das Wasser ist wunderbar klar und wir sehen auf unserer Schnorcheltour sogar einen Rochen. Drei mutige Gäste springen sogar von den Klippen ins Wasser. Am Abend grillen wir und wollen zum Nachtisch ein Eis in der Nachbarbucht holen. Wir schnallen die SUPs an das Beiboot und motoren zu sechst hinüber zur anderen Bucht. Dort essen wir für 3,50€ ein sehr teures Eis und lassen uns von den Mücken zerstechen. Unser Ausflug endet also schneller als erwartet. Wir steigen wieder ins Boot ein. Ich ziehe meine Hose bereits aus, denn ich weiß eigentlich nicht, wie ich aus dem Beiboot direkt wieder auf die Yacht steigen soll. Gegebenenfalls muss ich ins Wasser gleiten und über die Badeleiter hinauf.

Wir versuchen es mit dem Motor und er springt nicht an. 20 Versuche später ebenfalls noch nicht. Das gibt es doch nicht. Gut, dass wir in weiser Voraussicht die Paddel von den SUPs mitgenommen haben. Drei Leute gehen auf die beiden SUPs, drei Leute sind im Beiboot. Wir rudern also los. Es dauert bestimmt 30 Minuten bis wir wieder bei der Yacht angekommen sind. Der Motor muss wirklich repariert werden. Diese Pseudoreparaturen bringen nichts. Vielleicht ist es auch mal Zeit für einen neuen Motor. Auf unserer eigenen Yacht werden wir auf jeden Fall regelmäßig Warten, damit eben genau sowas Ärgerliches nicht passiert.

Zurück an der Yacht gleite ich ins Wasser und erlebe den krönenden Abschluss des Tages. Habt ihr schon mal vom Funkeln des Meeres gehört? In besonders dunkeln Nächten fängt das Plankton im Meer zu leuchten an. Man kann es nicht fotografieren oder filmen. DAS muss man gesehen haben! Ich lasse mir eine Schnorchelbrille geben und bewege vor mir die Hände wie wild. Es ist unfassbar schön. Wie tausende kleine Funken, ein großes Feuerwerk unter der Wasseroberfläche. WOW!

Wieder einer dieser Gänsehautmomente vollen Glücks. Danke, dass ich das erleben und sehen durfte.

Liebe Leser, das dürft ihr keinesfalls verpassen! Schaut nach dem nächsten Törn!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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