Summer of Sail

Kanal von Korinth

Am nächsten Morgen war es endlich so weit. Wir hatten uns schon sehr auf diesen Abschnitt gefreut. Der Kanal von Korinth ist eine echte Meisterleistung. 1893 war er fertig gestellt worden.

Davor wurden die Schiffe über das Land gezogen und auf der anderen Seite wieder zu Wasser gelassen. Ein purer Kraftakt, sehr aufwendig und wenig effizient. Daher wurde der Kanal gebaut. Maximal 25 Meter breit und teilweise 80 Meter hohe Wände zu beiden Seiten – das zeichnet den Kanal aus. 5 Brücken gehen über den Kanal, aber zwei von Ihnen werden in das Salzwasser abgesenkt, wenn die Schiffe den Kanal passieren. Die Fahrt durch den Kanal dauert ca. 20-30 Minuten. Es sind nur 6km, aber wir bezahlen satte 250€ für die Durchfahrt. Fremd beflaggte Schiffe zahlen ein Vielfaches: 560€ und mehr eben je nach Länge der Yacht.

Autopilot ist hier Fehlanzeige. Man muss genau steuern, um nicht gegen die Felswand zu kommen. Gerade am Rand kann es flach werden. Erst im März war ein riesiger Erdrutsch abgegangen. 25 Tage lang war der Kanal geschlossen, da er neu ausgehoben werden musste. Man darf sich also glücklich schätzen, dass er offen ist. Die Fotoapparate knipsen was das Zeug hält. Es ist schon sehr beeindruckend, wenn man zur Seite hinaufschaut und sich überlegt, wie viele Menschen hier gearbeitet haben müssen in einer Zeit, als es keine Maschinen gab und alles noch wirkliche Muskelkraft bedeutete. Es kommt Respekt und Ehrfurcht in mir auf.

Am Ende des Kanals erwartet uns wieder das weite Meer in seinem tiefen Blau. Wir lassen den Kanal hinter uns und steuern nun eine unbewohnte Inselgruppe an: die Alkyoniden. Einst lebten hier einige Mönche auf den Bergspitzen, Laut griechischer Volkszählung von 2001 leben hier 9 Menschen. Heutzutage finden sich hier nur noch leerstehende Häuser, denen man die Jahre bereits ansieht.

Auf dem Weg dorthin erleben wir ein wahres Highlight. Eine Schule Delfine begleitet uns ein Stück. An die 50 Delfine hüpfen fröhlich vor unserem Bug und spielen ein wenig mit uns. Wir machen grandiose Aufnahmen der faszinierenden Tiere. Nach einer Weile begeben wir uns wieder auf Kurs. Schließlich ankern wir hier in einer kleinen Bucht, die geschützt ist vor dem weiten Meer. Links von uns steht auf einer kleinen Insel ein verlassenes Kloster. Am Hang stehen hier zwei alte Autos, die der Natur überlassen wurden.

Mit dem Dingi machen wir einen Ausflug zur anderen Insel, um sie zu erkunden. Hier gab es eine richtige Anlegestelle. Der Weg wurde massiv gebaut, als ob hier Autos fahren könnten. Wir gehen den Weg nach oben zu dem verlassenen Gebäude. Es ist fast schon angsteinflößend. Es ist als ob hier gestern noch jemand gelebt hätte. And er Hauswand liegt ein alter Besen, der vom Wind umgepustet wurde. Geht man in das kleine Räumchen finden sich ein Mosaikboden, alte Schaufeln, alte Flaschen und eine Toilette. Wir umrunden das Haus und gehen auf die gut erhaltene Terrasse aus Steinplatten. Der Ausblick ist atemberaubend. Man schaut auf das offene Meer hinaus gen Westen. Der Sonnenuntergang muss traumhaft sein. Die Tür steht offen und wir trauen uns hinein. Die Möbel stehen unberührt im Raum. Der Kamin ist vorbereitet, um zu wärmen im Winter. Es stehen noch Putzmittel im kleinen Schrank neben der Küche. An der Wand hängt ein Foto einer Frau im Bikini. Links geht ein Gang ab zu den Schlafzimmern. Die Betten sind noch bezogen. In einem Zimmer liegen Zeitschriften: die Vogue vom August 2001. Seither wird wohl niemand mehr hier gewesen sein. Es ist mystisch. Wie aus einer anderen Welt. In der Küche stehen die Töpfe, als ob sie erst vor wenigen Stunden abgewaschen wurden. Man traut sich kaum, etwas anzusehen, geschweige denn anzufassen.

Es ist eine seltsame Atmosphäre hier. Wunderschön, verlassen und mittlerweile mehr und mehr verkommen. Ob wohl jemals wieder jemand hier leben wird? Das alte Haus zum Leben erwecken wird?

Wir fahren zurück zu unserem Boot, grillen zum Abendessen und möchten diesen Ort gebührend feiern. Passenderweise haben unsere Freunde ein Escape Room Spiel mitgebracht: „Die Verlassene Hütte“. Könnte doch fast ein Erlebnis werden, so wie ein Krimidinner oder so…

Klingt toll? Dann schaut doch hier nach eurem nächsten Törn!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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