Summer of Sail

Hafenkino IV

Wir erinnern uns: 1 riesige Motoryacht und 3 Katamarane in einem kleinen Hafenbecken kreisen um sich herum. Klar, dass es ein riesiges Heckmeck geben wird. Ein Katamaran fährt wild durch die Gegend. Schließlich fährt er einfach rückwärts einfach in die Fischerboote herein und sitzt fest. Der Wind drückt ihn auf die Boote hinauf und er ist manövrierunfähig. Es hat ordentlich gekracht. Das Beiboot von der dicken Motoryacht wird zu Wasser gelassen und zieht den Katamaran heraus. Der hat nun nur noch einen funktionierenden Motor am linken Rumpf. Der Motor vom rechten Rumpf ist ausgefallen. So düst er nun durch das volle Hafenbecken und signalisiert jedem, dass man ihm aus dem Weg gehen müsse, weil er nicht mehr vernünftig steuern kann.

Er steuert deswegen auch direkt auf eine Segelyacht zu, die da im Hafenbecken schwimmt. Die kann aber gar nicht ausweichen, weil sie an einem Anker hängt und gerade versucht die Kette zu lösen. Der Katamaran weicht in letzter Sekunde aus sonst hätte es gerade ordentlich gekracht. Von Chris kommt nur: das ist das richtige Hydra.

Was folgt ist wieder mal ein Grund, warum sich Motoryachten und Segelyachten nicht verstehen. Eine dicke italienische Motoryacht möchte in dem freien Platz neben uns anlegen. SO scheint es. Statt den Anker gerade vor sich zu werfen, werfen sie ihn ganz rechts in der Hafeneinfahrt und fahren einmal quer über alle Anker und Ketten von allen Yachten, die im Hafen liegen. Statt direkt neben uns fährt diese fette Motoryacht sogar noch weiter links von uns. Alle Skipper gestikulieren wild und geben ihm zu verstehen, dass er seinen Anker wieder hochholen soll. Die Arroganz führt zu Ignoranz. Sein kleiner Lakaie im Beiboot fährt wild herum und sagt, dass er weiß, dass der Anker über allen liegt, es ihm aber egal sei.

Während Chris traurig ist, weil es heute grandioses Hafenkino gäbe, bin ich unentspannt. Jetzt den Anker hochholen, ist für mich eine Herausforderung. Chris meint, dass wir bereits in der Nacht an irgendetwas geschabt haben und jetzt definitiv noch den Anker vom Motorboot an der Angel haben. Unsere Gäste sitzen vorne auf dem Beiboot und sind ganz wuschelig vom Adrenalin. Spannend ist es ja. Ich habe nur keine Lust, Hauptdarsteller zu sein.

Es hilft nix, wir holen den Anker hoch. Langsam tasten wir uns vorwärts. Eigentlich wurde unser Anker 6 Meter weiter links von einem Schweizer Boot fallen gelassen, aber unsere Kette zieht uns nun nach rechts. Da hatte dann wohl noch jemand ordentlich an uns gefischt, als wir beim Abendessen waren. Ich sehe den Anker des Italieners, der viel zu nah liegt. Er hat nicht genug Kette geworfen. Mir egal, solange ich ihn nicht an der Angel habe.

Ich muss stoppen, denn vor mir rast wie wild ein Katamaran (nennen wir ihn C) durch die Gegend. Er fährt nur noch Vollgas. Mit Vollgas fährt er auch wieder weg. Ich mache weiter und dann spüre ich das allzubekannte Reiben. Wenn über deine Kette eine andere Kette ratscht und springt, dann gibt es diese einmalige Kombination aus Geräusch und Vibration. Wir haben also eine Kette an der Angel – natürlich die vom dicken italienischen Motorboot.

Ich kann die Kette springen sehen und sehe meinen Anker hochkommen. Ich bin bereit, um gleich die Seilaktion durchzuführen, aber ganz plötzlich springt die Kette über den Anker hinüber. Mein Anker ist frei. Ein unendliches Glücksgefühl überwältigt mich. Ich würde gerade fast gerne die Arme in die Höhe reißen und jubeln, aber Segler sind ja cool – hat Chris mir erklärt 😉

Ich sehe mich noch einmal um. Die anderen auf ihren Yachten und Katamaranen in den besten Aussichtspositionen sind geradezu enttäuscht. Müssen sie aber nicht. Es gibt ja noch Katamaran C. Der wirft nämlich Anker und will in unsere frei gewordene Lücke rein, wo vorher ein dicker Katamaran A und wir reingepasst haben. Er fährt einfach Vollgas nach hinten und fährt einfach auch Vollgas in die türkische Yacht rein. Die haben ne ordentliche Delle drin. Vollkarambolage in Hydra.

Wir verlassen Hydra erhobenen Hauptes. Kein Hafenkino bei 20 Knoten Wind zu geben, ist eine Besonderheit. „Cool, cooler, Chris“ fasst eines unserer Crew-Mitglieder zusammen.

Ihr wollt auch einen coolen erfahrenen Skipper?

Dann findet ihr hier euren nächsten Törn!

Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

Hinterlass deinen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert.