Summer of Sail

Hafenkino III

Ja, es geht noch weiter. Doch zuerst berichte ich euch von unserem grandiosen Abendessen auf Hydra. Es ist ein kleines Restaurant auf einer Terrasse, aber versteckt ist oftmals besonders gut. Die Karte besteht aus zwei Seiten. Es gibt Pasta und Fisch. Kenner wissen, dass eine reduzierte Karte oft höhere Qualität bedeutet.

Wir genießen im „Veranda“ ein unfassbar leckeres Abendessen und begeben uns danach zurück zum Boot. Gerade als wir noch einen Abenddrink genießen wollen, spüren wir die ersten Tropfen. Ein Gewitter ist vorhergesagt und es würde kommen mitten in der Nacht und es würde zeigen, wer einen guten Skipper an Bord hat.

Es ist mitten in der Nacht als es schließlich richtig los geht. Windböen bis 35 Knoten werfen das Wasser im gesamten Hafenbecken ordentlich auf. Es ist unfassbar wellig im Hafen von Hydra, die Yachten hüpfen nur so hoch und runter. Jeder zieht seine Parsarella nach oben, damit sie nicht auf die Hafenmauer kracht. Schließlich gibt es bei uns einen ordentlichen Knall. Eine verrostete Schraube in der Parsarella bricht und sie hängt nur noch zur Seite. Die Männer holen sie ein. So kann sie wenigstens nicht mehr gegen die Mauer knallen.

Es ist ein wildes Spektakel. Alle Skipper sind wach und beobachten ihr Boot. Der Wind kommt von vorne und treibt die Boote in Richtung der Hafenmauer. Nur wer seinen Anker gut geworfen hat, wird jetzt feststehen und nicht auf die Hafenmauer treiben. Die Briten werfen ihren Motor an. Ihr Anker hält nicht und sie sind gegen die Hafenmauer geknallt. Auch die Dänen werfen schließlich den Motor an. Trotz der wilden Dingi-Ankerwurf-Aktion am Vorabend ist der Anker nicht fest im Boden. Die drohen wieder ein Rendezvous mit der Hafenmauer zu haben. Auch der Italiener neben uns wird Opfer. Unsere Yacht bleibt brav, wo sie ist. Chris wirft immer 80 Meter Kette, um sicher zu sein. Falls jemand seinen Anker hochzieht oder mehr Wind kommt, ist er sicher.

Was folgt ist eine Lektion in sozialem Verhalten für die Briten. Statt den Anker neu zu werfen, haben sie eine egoistische Idee. Ohne Erlaubnis befestigen sie im Dunkeln still und heimlich ein Seil am Bug des Katamarans und an ihrem eigenen. Sie hängen sich sozusagen mit dem gesamten Gewicht ihrer Yacht an den Katamaran. Der Anker des Katamarans muss also nun zwei Yachten halten. Sven ist wach und versteht das alles nicht. Er nähert sich immer mehr der Hafenmauer. Irgendwann gibt er Vollgas, um nicht zu kollidieren. Sein Anker hält wohl auch nicht. In dem Moment bewegen sich aber auch die Briten nach vorne. Jetzt findet man auch das heimlich angebrachte Seil. Die Briten bekommen die Quittung für ihre eigene Ignoranz am Vorabend. Sven wirft das Seil lose. Den Briten bleibt nichts anderes übrig als mitten in der Nacht im tiefsten Gewitter bei 30 Knoten Wind, den Hafen zu verlassen. Wer anderen nicht hilft, darf auch keine Hilfe erwarten. Erst recht nicht, wenn man sich diese ungefragt einfach nimmt und damit andere in Gefahr bringt.

Am nächsten Morgen bleibt nur noch eine angenehme frische Luft übrig von dem reinigenden Gewitter und ein Chaos im Hafenbecken. Der Wind kommt von vorne seitlich. Alle Boote neben uns, deren Anker nicht hält, haben weiterhin den Motor an und liegen mit ihrem Gewicht etwas auf uns, denn der Wind treibt sie in unsere Richtung.

Wir frühstücken in Ruhe, reparieren noch unsere Gangway und mir ist schon leicht mulmig im Bauch, denn gleich werden wir das Hafenkino geben. Alle anderen sind bereits auf ihren Yachten, um zu beobachten. 1 riesige Motoryacht und 3 Katamarane kreisen bereits im Hafenbecken auf der Lauer nach einem freien Platz. Es sind 25 Knoten Wind draußen und die Italiener fahren gar nicht raus. Links von uns legt der Katamaran ab. Wir sind auch gleich dran. Chris vermutet, dass wir etwas an der Angel haben. Gleich werden wir also wieder das Hafenkino geben. Die Zuschauer sind bereit. Sie haben Eintritt bezahlt und warten auf das Spektakel.

Doch dazu dann morgen mehr.

Hier findet ihr in der Zwischenzeit euren eigenen Törn!

Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

 

    1 Kommentar

  1. 5. September 2018
    Antworten

    🙂 Sehr gut geschrieben. Danke, dass ihr mich als Hauptdarsteller genommen habt.

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