Summer of Sail

Doktor, Doktor!

Wahrscheinlich interessiert doch alle unfassbar brennend wen es ins Krankenhaus verschlagen hat, oder? Doch ganz so einfach mach ich es euch nicht. Thema Spannungsbogen und so…

Wir sind nach unserem kleinen Ausflug gegen den Wind ja umgedreht, um wieder nach Parikia zurückzukehren. Unsere Gesamtcharterkunden hatten einen kleinen Crew-Wechsel. 2 reisen ab und 3 neue sollten kommen. Die sind per Direktflug nach Mykonos und sollten eigentlich da eingesammelt werden. Das war aber leider ja so nicht mehr möglich. Stattdessen kamen sie am Nachmittag noch per Fähre rüber. Problem war leider gewesen, dass es keinen Platz mehr im Hafen gegeben hatte. Wir mussten ankern und alles lauern hatte nichts gebracht: bei dem Wind gibt niemand freiwillig seinen Hafenplatz auf. Gegen 15Uhr brachen wir also mit dem Dingi auf, um eine Kleinigkeit am Hafen zu essen. Wir begrüßten dann unsere „Neuen“. Nach dem Essen sollten die kurz ihre Sachen zum Boot bringen. Danach will man ein Auto mieten und zum Strand nach Santa Maria.

Chris übernahm das Shuttlen, der Rest versuchte noch einmal einen feien Platz zu erspähen. Als man sich auf dem Boot wieder Richtung Abfahrt bereit machte, schlenderte ich mit einem Gast Richtung ehemaliger Anlegestelle. Ehemalig, weil Chris sich spontan überlegt hat, woanders hinzufahren. Also laufen wir wieder zurück und beobachten dabei, wohin er fährt. Und das ist für mich dank Chemo eine tödliche Kombination. Das Gefühl in meinen Füßen ist noch immer schlecht und auf unbekanntem Terrain muss ich einfach auf den Boden gucken, um sicher zu laufen. Ich denke mir noch kurz „Bloß aufpassen, hier sind lauter Stolperstellen“. Da kommt von Links ein: „Oh look, where are they going?”. Ich schaue natürlich und übersehe die Stufe im Asphalt. Im nächsten Moment liege ich auf dem Boden. Verdammt.

Ich denke mir, aufstehen und Krönchen richten und ignoriere den ersten stechenden Schmerz in meinem Fuß. Als der erste Adrenalinkick vorbei ist, merke ich das Stechen jedoch deutlicher. Mist. So ganz ohne bin ich wohl nicht davongekommen. Wir laufen noch ein Stück, um eine neue Schot zu kaufen und dann merke ich schon, dass es dick wird. Zurück auf dem Boot, begebe ich mich erstmal zum Kühlen ins Wasser. Als ich rauskomme, ist mein Fußrücken ordentlich blau und geschwollen. Mist. Nicht schon wieder. Wir diskutieren also, was zu tun ist, und entscheiden uns für ein Röntgenbild. Dank Chemo nach Krebs ist meine Knochendichte anscheinend ordentlich vermindert. Ich hatte innerhalb von 1,5 Jahren nun schon 3 Knochenbrüche. Davor noch nie einen einzigen. Das Risiko ist bei mir einfach erhöht und bevor ich in den nächsten Tagen wieder durchs Nirvana der kleinen Inseln irre, erledige ich es halt lieber jetzt. Das Krankenhaus kennen wir ja auch schon. Wir humpeln also ins Krankenhaus, wo der Orthopäde und das Röntgen heiß begehrt ist. Ein junger Mann ist offenbar mit dem Scooter gestürzt und sein Unterschenkel ist definitiv gebrochen, denn er wird gerade eingegipst. Eine alte Dame kommt mit gebrochenem Handgelenk, wo sich vielleicht was verschoben haben kann. Ein kleiner Junge hat einen Oberarmgips. Und dann also ich. Mein Herz rast. Unwissen ist manchmal sehr viel leichter als zu wissen, was es sein könnte und welche Konsequenzen eine solche Geschichte hat.

Mit zittrigen Händen nehme ich die Bilder aus der Tüte und schaue sie mir alleine an. Ich sehe nichts. Durchatmen. Nicht gebrochen. Juche! Der Orthopäde sieht es dann genauso und gibt mir meine Souvenirs auf Paros mit. Gut, dass er nicht weiß, dass ich schon eine kleine Sammlung von Röntgenbildern auf der Yacht aufmache. Anweisung lautet: Hochlegen, Kühlen, ausruhen. Und wer hatte richtig getippt auf den Pechvogel und Tollpatsch? Bin gespannt auf eure Kommentare!

Und so bleibe ich alleine auf der Yacht zurück als alle anderen um 22 Uhr essen gehen. Erst dann mache ich Ketchup auf meine Nudeln, denn die Italiener hätten mich für dieses kulinarische Massaker gelyncht… Mir schmeckt es dennoch und ich freue mich darüber, denn eigentlich mag ich es im „Urlaub“ auch mal zu kochen, was ich will und gerne esse.

Ihr auch? Dann schaut hier nach eurem nächsten Törn!

Bis dahin immer eine Hand breit Wasser unterm Kiel.

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