Summer of Sail

And I keep rolling, rolling, rolling

Oder eher sailing, sailing, sailing…. Was für eine Mammutstrecke haben wir da denn bitte hinter uns gebracht! Wir waren ja in Monemvasia für eine Nacht. Nach unserer Tour in die Vergangenheit haben wir an Bord noch gegrillt und uns dann aber zügig ins Bett verkrümelt, denn früh aufstehen war angesagt. Wir wollen die 45 Seemeilen nach Paros schaffen. Es ist wieder ein ordentliches Stück Weg, das wir da in Richtung Athen zurücklegen wollen.

Eigentlich ist wie immer der Plan, dass Christian als Frühaufsteher die erste Schicht macht. Er legt ab und fährt schon mal los und ich löse ihn ab, wenn ich ausgeschlafen habe. Aber ein Plan wird ja eigentlich nie so umgesetzt, wie er mal geplant war oder? Nach nur 5 Minuten bin ich nämlich wach…

Lasst mich kurz ausholen und euch die Teufelskralle vorstellen… Vorne am Bug befindet sich logischerweise euer Anker. Er geht um eine Winsch, also ein rundes Gebilde, über das Ankerkette gegeben werden kann und dann auch wieder hochgeholt werden kann. Was man zusätzlich machen kann, ist, wenn dann der Anker mal in seiner finalen Position im Boden versenkt ist, eine Sicherheitsbefestigung ran machen. Man hakt in einem Kettenglied einen Sicherheitshaken ein, der per Seil um ein Metallteil, die Krampe, vorne an der Yacht verbunden ist. Wozu? Damit man die Last des Ankers (der wiegt eben samt Kette gute 450kg) von der Winsch nimmt und sie auf Schot und Krampe verteilt. Zugegeben macht man das eher beim Ankern in einer Bucht und nicht im Hafen wie hier in Monemvasia, aber ich mache sie eigentlich immer ran. Chris macht sie eigentlich nie ran. Und wir erleben nun ein Paradebeispiel schlechter Kommunikation…

Wenn ich nämlich den Anker am Nachmittag runter lasse und die Teufelskralle befestige, muss Christian erstmal wissen, dass sie dran ist, wenn er den Anker am nächsten Morgen hochholt. Ich liege also in meinem Bettchen und versuche zwanghaft alle Geräusche zu ignorieren, um noch zu schlafen. Der Motor geht an, ich höre das leichte Brummen des Motors. Und statt der Schritte direkt über mir, die nun eigentlich folgen sollten, höre ich direkt die Ankerwinsch. Nicht sehr lange natürlich. Jetzt höre ich die Schritte über mir. Die Klappe der Skipperkabine vorne geht auf und schlägt aufs Deck. Die Fernbedienung wird rausgeholt. Diese Geräusche kommen leider irgendwie alle zu spät… Der Anker soll wieder runter. Falsche Richtung?! Und dann hört man ein Schleifen der Kette in wellen. Ziehen mit Schleifen – nachgreifen – ziehen mit Schleifen – nachgreifen. Chris holt den Anker also per Hand hoch. Sporteinheit am Morgen der Klasse unnötig…

Und, wer weiß was passiert ist??? Christian hat natürlich nicht dran gedacht, dass ich die Teufelskralle auch im Hafen ran mache, um sie eben beim Ankern nicht zu vergessen… Statt den Anker vorne per Fernbedienung hochzuholen, hat er hinten am Steuerrad den Knopf benutzt. So hat er nicht gesehen, dass die Kralle dran ist. Er hat also die Winsch hinten bedient, und den Sicherheitshaken in die Winsch reingezogen und die sitzt bombenfest und verkeilt sich eben….

Ich bin natürlich komplett wach, krame meine Brille raus und gehe mal nach oben zum Helfen. Wir legen erstmal vernünftig ab, denn das Hafenbecken ist hier recht flach. Mit mittelmäßiger Geschwindigkeit begeben wir uns schon mal auf Kurs und versuchen nun, die Teufelskralle wieder aus der Winsch zu bekommen. Wir versuchen erstmal mit dem Seil des Vorsegels über die hintere Winsch daran zu ziehen, aber wir ziehen nur den Knoten derartig fest, dass wir ihn nicht mehr gelöst bekommen. Am Ende baut Christian die Winsch mit Schraubenzieher auseinander, um den Metallhaken zu befreien…

Guten Morgen 😉 Nach diesem holprigen Start machen wir uns also auf den Weg. Also ich. Christian ist nämlich nach der Ankeraktion schon müde und will wieder schlafen. Drum motore ich gute 3 Stunden in Richtung Poros bevor wieder ein Lebenszeichen von ihm kommt. Wenigstens werde ich dann mit einem leckeren Frühstück versorgt. Der Rest des Tages war dann wenig unspektakulär. Kurz vor Hydra haben wir einen Badestopp gegen 15 Uhr gemacht. Jetzt weiht Chris mich in den Plan der Nachtfahrt ein, um morgen spätestens um 8 Uhr in Athen zu sein, wo noch mehr Reparaturen und Putzdienste anstehen. Da ich ja ein großer Fan von Nachtfahrten bin oder eben auch nicht, entscheide ich mich für Option B. And I keep sailing, sailing, sailing… Also nochmal gute 35 Meilen nach Athen heute. Um 21 Uhr kommen wir dann doch endlich mal an. Eine 14 Stunden Tour, die wir natürlich niemals mit Kunden machen würden, weil es dann nur noch anstrengend ist. Leider war es wegen der Brandgeschichte im Motorraum, die glimpflich ausging, notwendig. Brauchen wir aber nicht nochmal. Ich bevorzuge die Badestops im glasklaren Wasser.

Ihr auch? Dann schaut doch hier nach eurem nächsten Törn!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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