Summer of Sail

Welcome on board!

Herzlich willkommen kleiner Ämilius! Dem aufmerksamen Besucher unserer Seite wird bereits aufgefallen sein, dass wir in der Rubrik unser Team schon seit Herbst letzten Jahres ein kleines Geheimnis gelüftet hatten: ganz unerwartet hat sich ein blinder Passagier an Bord begeben…
Warum unerwartet? Wie kann so ein blinder Passagier unerwartet sein? Nun ja, wenn man seit 4 Jahren bei jeglichen Arztterminen beim Onkologen und Frauenarzt vorgeprädigt bekommt, dass Nachwuchs nach Darmkrebs und Chemo zu 99% nur mit künstlicher Befruchtung möglich sein wird und man deswegen ja auch die Eizellen eingefroren hat, dann glaubt man eben nicht mehr an die Bienchen und Blümchen Geschichte. Was soll denn schon passieren?
Eben du, kleines Wunderbaby. Du bist das 1%, mit dem keiner gerechnet hat! Wahrscheinlich war auch das der Grund, warum deine Oma als erstes gefragt hat wie du denn entstanden bist. Sie war völlig verwundert wie wir in Griechenland nochmal eben eine künstliche Befruchtung haben machen lassen. Aber nein, du hast dich einfach heimlich eingeschlichen bei uns. Zu verheimlichen war der Wurm aber ganz schnell nicht mehr. Schwangerschaftssymptome lassen grüßen.

Ganz plötzlich wurde ich nämlich nach 3 Monaten Segeln auf dem Boot seekrank. Jep, ich kann jetzt mitreden. Wie stolz war ich, dass ich die ein oder andere Schwerwettersituation erfolgreich gemeistert habe. Ich erinnere mich wie wir im ersten Jahr von Kythnos geflohen sind bei schwerem Wellengang und 60% der Crew mit flauem Magen an Bord saßen. Hergeschenkt habe ich trotzdem nichts. Wie sehr wurde ich bewundert, dass ich bei Seekrankheitsskala 7 von 10 unter Deck mein Buch gelesen habe, weil es eben so spannend war und mein Kindle an Deck nicht nass werden sollte. Wie hieß es bei How I met your mother „Speifrei seit 2003“. Ich war speifrei seit meinem ersten Segeltag. Die Fische mussten sich woanders ihr Futter suchen bis eben jetzt. Aber nun… Plötzlich versagte mein Appetit, alles roch so unfassbar unangenehm, dass ich Menschen bewunderte wie sie Gyros oder Fisch essen konnten. Ich bekam nur Süßkram runter: morgens nach dem Aufstehen ein Keks, gefolgt von Schokocornflakes zum Frühstück und Schlümpfen über den Rest des Tages verteilt. Lebensretter! Diese kleinen blauen künstlichen Gummitierchen konnte ich zumindest essen ohne dass ich mein persönliches Übelkeitslevel 10/10 erreichte. Chris schimpfte über die vielen glutenhaltigen Krümel in unserem Bett, weil ja nachts ein Krümelchen in seinen Mund springen könnte. Wir wussten bereits von dir nach 3 positiven Tests, weil wir es nach einem ja nicht glauben wollten. Deswegen konnte Chris nicht viel sagen – immerhin war er ja doch auch dezent an der Situation schuld. Die Krümel musste er also ertragen. Und noch so einiges mehr. Gereizt, dauermüde und allzeit speibereit – so kann man die erste Zeit mit dir am besten zusammenfassen. Es war also nicht wirklich zu verbergen. Die anfänglichen Versuche ala Magen-Darm-Verstimmung waren bestenfalls als miserabler Versuch abzustempeln. Also versuchten wir es gar nicht lange und entschieden uns frühzeitig von dir zu berichten. Vorteil: die nächsten Gäste freuten sich so sehr mit uns und brachten aus Deutschland Lebensmittel mit: Schlümpfe in Massen.
Änderte allerdings nichts daran, dass die Übelkeit dann doch blieb. Und zu der Übelkeit kam das Erbrechen. An jedem Segeltag positionierte ich mich also strategisch günstig, denn es war nun soweit: ich kümmerte mich liebevoll um die griechischen Fische, damit sie wachsen und gedeihen. Und quälte mir doch immer wieder Nahrung rein, damit du selbiges tust und gesund auf diese Welt kommen würdest. Mission completed!
Ein gesunder kleiner Junge gehört nun zur Crew – welcome on board!

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