Summer of Sail

Wenn der Arzt zum Patienten wird I

Liebe Blog-Leser,
es herrschte unerwartete Funkstille in den letzten Tagen. Eine große Entschuldigung dafür an dieser Stelle und ein noch viel größeres Dankeschön für eure Geduld und euer Verständnis!
Leider reihe ich mich nun auch in die wahrscheinlich schon elendig lange Liste der Horrorgeschichten über Weisheitszähne und die dazugehörigen Operationen ein.
Die gute Nachricht vorab: nach meiner OP am Dienstag ist heute der erste Tag, an dem ich mal wieder klar genug bei Verstand bin, um überhaupt was zu schreiben. Ehrlich gesagt erinnere ich mich an die letzten paar Tage nur etwas verschwommen und weiß nicht so wirklich genau, wie der Tag mit seinen 24 Stunden vorbeiging.
Ich berichte an dieser Stelle nun über das, woran ich mich erinnern kann. Wer seine Weisheitszähne noch hat und wem eine Entfernung selbiger noch droht, der sollte an dieser Stelle bitte aufhören zu lesen und bei den Folgeblogs wieder einsteigen. Ich widme mich dann erfreulicheren Themen wie z.B. der Bootssuche, die uns zu unserer „The Blue Diamond“ geführt hat.
Genug der warnenden Worte. Wer ab diesem Satz weiter liest, übernimmt selbst jegliche Verantwortung für die Konsequenzen😉
Dienstagmorgen war die Weisheitszahn-OP geplant um 8 Uhr. Ich wollte es so früh, weil ich eher dazu neige, körperlich auf stressende Situationen zu reagieren. Ich wollte es hinter mir haben. Das war auch das entscheidende Argument, warum alle noch verbliebenen 3 Weisheitszähne auf einmal raus sollten. Ich würde das wahrscheinlich nie wieder machen lassen, also lieber alle auf einmal. Einen hatte ich oben rechts als Kind verloren. Und es war eine geniale OP. Ja, das gibt es! Der Arzt hat einen Laser benutzt und den Zahn damit zertrümmert, das Zahnfleisch schonender geschnitten. Ich hatte keinerlei Schwellung und minimale Schmerzen – am Abend habe ich wieder normal gegessen. Eigentlich war ich mit solch einer positiven Erinnerung im Gepäck frohen Mutes an diesem Dienstagmorgen.
Klar, die Berichte im Vorfeld verunsichern. Oberkiefer sei ja eh viel besser als Unterkiefer (Ja, stimmt, kann ich jetzt bestätigen). Das dauert immer ewig und wenn die so schief drin liegen, hat der Zahnarzt Schwierigkeiten die überhaupt rauszubekommen (Jep, auch korrekt.) Ich hatte zwei Wochen krasse Schmerzen (Ja, zumindestens 1 kann ich voll bestätigen).
Das Betäuben an sich war nicht schlimm, ein kleiner Pikser der Nadel stört mich wirklich gar nicht. Die Betäubung an sich fand ich schon relativ unangenehm. Es füllt sich an wie eine Monsterlippe. Die Zunge ist taub, man spürt so gut wie gar nichts mehr im gesamten Mundraum. Ist aber für die OP an sich bestimmt von Vorteil. Nach 20 Minuten ging es dann also los. Als erstes ging es dem Weisheitszahn im Oberkiefer an die Krone. Die wurde abgefräst und dann zwei Mal schön gezogen und schwups war er draußen. Zu diesem Zeitpunkt war ich sehr erleichtert und positiv gestimmt.
Dann sollte es dem Kumpel im Unterkiefer auf der gleichen Seite an den Kragen gehen. Der Problemzahn… Da wurde geschnitten, gehobelt, gezogen. Es machte so tolle knackende Geräusche, die man natürlich hört, auch wenn ich vorab Oropacs in die Ohren gestopft habe. Der Druck beim Ziehen war mehr als unangenehm und einmal schoss es so wunderbar entlang des unteren Trigeminus-Astes vor Richtung Kinn. Nachbetäubung wurde dann doch mal angefordert. Ich denke mir noch, dass es blöd ist, wenn man Ahnung hat von dem Zeug und weiß, dass unter Umständen der dumme Nerv zerstört sein kann. Später wird mir meine Vorerfahrung vielleicht einiges ersparen. Und während ich so über die Hirnnerven grübele und mich ablenke, kommt endlich der Zahnrest raus. Ich will spülen und merke welch dumme Idee das mit Betäubung ist.
Man kann so gar nichts an Flüssigkeiten ohne Gespür in der Zunge halten. Idiotischerweise läuft mir das Wasser dann nämlich direkt wieder auf mein Shirt. Spülen hat sich erledigt. Bringen wir den letzten bitte auch noch hinter uns.
Hier will der Zahnarzt die Krone komplett abfräsen und im Anschluss nur die verbliebene Wurzel ziehen. Mittendrin wird es dann schmerzhaft. Sehr schmerzhaft. Der Doc bemerkt es und berichtet mir jetzt, dass er bisher natürlich den Nerv der eigentlichen Zahnwurzel nicht betäuben konnte. Das würde er dann jetzt doch mal machen… Gute Idee. Der Zahn geht dann etwas schneller raus. Wunden zugenäht, Tupfer rein, Rezepte und Krankschreibung ausgestellt. Chris muss mich aus der Praxis abholen.
Eigentlich fand ich bis hierhin den ganzen Prozess nicht so wild. Nicht angenehm, aber erträglich. Ich verstehe eigentlich auch nicht recht, warum man dafür eine Vollnarkose braucht. Ich würde sie eher für das haben wollen, was jetzt folgt… Aber dazu morgen mehr.
Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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