Summer of Sail

Der Baum muss wachsen

Bei 20 Knoten Wind segelt es sich hervorragend. Die Segel sind gehisst und wir zischen über die Wellen hinüber. Wir wollen heute noch nach Angistri rüber. Unsere Kunden sind vom Wellenritt begeistert und keiner wird seekrank. Grandios!

Wir stoppen auf halber Strecke und genießen ein kühles Bad und einen leckeren griechischen Salat. Nach der Stärkung segeln wir weiter. Wir nutzen unsere Zeit und ich bringe zwei Damen die drei wichtigen Knoten bei. Achtknoten, Webleinsteg für Fender und den Palstek.

Während Nummer 1 und 2 flutschen, bereitet Nummer 3 größere Probleme. Wir brauchen ihn aber nachher für unsere Landleinen.

Wir beten also immer wieder vor: Du hast ein Baum, dessen Wurzeln wachsen unter dem See (deswegen liegt der See oberhalb des Baumes). Eine Schlange taucht aus dem See auf, schlängelt um den Baum rum und taucht wieder in den See rein. Die Schlange schwimmt tiefer, der Baum wächst und der See trocknet aus.

Nach einer Stunde machen wir die Vorprüfung. Noch geht es etwas holprig, doch der Knoten sitzt so einigermaßen. Die beiden haben sich qualifiziert für die Landleinen auf Angistri. Wir werden mit voller Frauenpower vorangehen. Als wir ankommen ist die Aufregung schon groß. Wir lassen das Dingi ins Wasser und setzen den Beibootmotor an die hintere Wand des Dingis. Der erste Weg hin gelingt uns prima. Karin geht von Bord und versucht ihr Glück. Wir beten wieder von Baum und See und Schlange. Sie macht einen Palstek um einen Stein und wir sollen nun das Seil mit dem Dingi zurück zur Yacht bringen. Leichter gesagt als getan. Es gibt nämlich keinen Rückwärtsgang, sondern man muss den Motor umdrehen. Dann ist irgendwie alles über Kopf und mein Kopf ist heillos überfordert.

Ich starte den Motor, drehe ihn in der wenig Gas Position um, drehe ihn so, dass mein Dingi sich dann in Richtung Yacht dreht, und schmeiße den Gang rein, aber plötzlich drehen wir uns wie wild und rasen volle Kanne wieder auf die Felsen zu. Das funktioniert irgendwie nicht. Ich zweifele an mir selbst. Von hinten kommt nur ein: „Du musst rückwärtsfahren“. Ich werfe ein: „kann ich wohl nicht“ zurück. Wir stoßen uns ab und ich will vorwärts zurück zum Boot. Der Motor gibt wieder super viel Gas im Leerlauf schon. Aber wir schaffen es irgendwie. Dann geht es wieder zurück zur Felswand, wo Karin schon in die richtige Richtung rüber geklettert ist. Wir geben ihr das zweite Seil und es wird nun schwieriger. Eigentlich muss man zuerst das Seil um den großen Stein legen. Wir drei Mädels rufen uns wirre Sachen zu: „Der Baum muss wachsen“, Der See muss wachsen“, „Der See muss austrocknen“. Am Ende markieren wir uns die Länge und positionieren an der Markierung den Palstek. Alles andere überfordert unsere Vorstellungskraft. Wir beömmeln uns bereits vor Lachen. Wir stoßen uns wieder ab und ich schmeiße wieder den Motor an. Der gibt direkt wieder Vollgas und man kann das Seil kaum halten. Ich mache ihn wieder aus: wir rudern. Die Jungs an Bord lachen und machen Fotos. Es dauert bestimmt 30 Minuten bis wir endlich fest sind. Die beiden Frauen gehen von Bord. Chris will mit mir üben. Wir fahren ein paar Runden. Er demonstriert mir wie wunderbar alles geht und plötzlich merkt er aber auch, dass man die Geschwindigkeit nicht regulieren kann. Vollgas oder gar nicht.

Es lag also nie an mir, sondern immer am Beibootmotor. Innere Genugtuung macht sich in mir breit. Ich muss zwar wirklich noch üben, v.a. das rückwärtsfahren, aber mit defekten technischen Hilfsmitteln ist es nun mal auch besonders schwer.

Ihr wollt mir beweisen, dass Dingi fahren easy ist? Dann meldet euch hier an für den nächsten Törn!

Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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