Summer of Sail

SSS – Sportseeschifferschein

Es wird euch an der Küste zu langweilig und ihr möchtet weiter hinaus? Dann könnt ihr dank mehr Informationen in Teil 6 unserer Artikelserie „Führerschein auf See“ mit dem Sportseeschifferschein (SSS) weiter aufrüsten!
Der SSS ist der amtlich empfohlende Führerschein, mit dem man Yachten mit Motor und unter Segel in küstennahen Seegewässern bis 30 Seemeilen führen darf. Das ist besonders relevant auf Ost- und Nordsee, Bristolkanal, Irischer und Schottischer See, Schwarzes Meer und dem Mittelmeer!
ZULASSUNGSVORAUSSETZUNGEN
PRÜFUNG

Auch diese Prüfung besteht aus einem theoretischen (schriftlichen) und einem praktischen Teil. Die Prüfungen sind innerhalb von 36 Monaten abzulegen, sonst verfallen bereits bestandene Prüfungsteile. Bei Nichtbestehen einer Prüfung ist eine Wiederholung nach 2 Monaten möglich. Die Anmeldung erfolgt bei der Zentralen Verwaltungsstelle. Folgende Unterlagen müssen spätestens 4 Wochen vor dem Prüfungstermin vorliegen:

  • Antrag auf Zulassung gemäß Vordruck
  • Kopie des Sportbootführerschein-See
  • Für die praktische Prüfung: Seemeilennachweis entsprechend Zulassungsvoraussetzungen
  • Für die Ausstellung: Lichtbild (38 mm x 45 mm, Halbprofil ohne Kopfbedeckung, nicht älter als 6 Monate)
  • Prüfungsgebühr plus Nebenkosten bis spätestens 10 Tage vor der Prüfung
Theorie

Folgende Tabelle zeigt, welche 4 Themengebiete, die unabhängig voneinander abgelegt werden können, abgeprüft werden und welche Materialien für die Prüfung benötigt werden. Zudem sind die Prüfungsmodalitäten aufgeführt. Prinzipiell gilt, dass alle theoretischen Prüfungen innerhalb von 24 Monaten abgelegt werden müssen, ansonsten verfallen bereits bestandene Prüfungsteile.

Themengebiet Benötigte Materialien Modalitäten
Navigation Gebrauch und Berichtigung von Seekarten unter Berücksichtigung von Kapitel V des Internationalen Übereinkommens von 1974 zum Schutz des menschlichen Lebens auf See (SOLAS)

  • Kurs- und Peilungsverwandlung
  • Terrestrische Schiffsortbestimmung einschließlich Wegpunktnavigation
  • Stromnavigation
  • Terrestrische Kompasskontrolle
  • Gezeitenkunde
  • Aufbau und Gebrauch von Gezeitentafeln und Gezeitenstromatlanten
  • Lotungsbeschickung
  • Passieren einer Barre, Trockenfallen
  • Elektronische Navigation
  • Satellitengestütztes Funknavigationsverfahren (z. B. GPS):
    • Anwendungsmöglichkeiten und Zukunftssicherheit
  • Radar:
    • Darstellungsarten
    • Störungen des Radarbildes
    • Radarreflektoren
    • Racon
  • Zusammenwirken elektronischer Navigationsgeräte (NMEA-Schnittstelle), Möglichkeiten und Risisken
  • Elektronischer Kartenplotter, elektronische Seekarte (ECDIS = Electronic Chart Display and Information System)
  • Aufbau und Gebrauch des automatischen Identifizierungssystems AIS
  • Übungskarte BA 2656 Ü, Stand 2005
  • Karte 1/INT 1
  • Begleitheft SSS/SHS Stand 2005, 2010 oder 2015 mit Formelsammlung, Tidenkurven, nautische Tafeln
  • Kursdreiecke, Zirkel, Bleistifte etc.
  • Taschenrechner

 

  • Dauer: 120 min
  • Punkte: 40
Seemannschaft
  • Die Yacht (Konstruktion, Bau, ggf. Rigg und Ausrüstung)
  • Seetüchtigkeit
  • Stabilität
  • Schwimmfähigkeit (Auftrieb, Verschlusszustand, Seeschlag, Wassereinbruch)
  • Organisation an Bord
  • Sicherheitsausrüstung einschließlich Funk (Anwendung und Gebrauch)
  • Sicherheitsdienst (Sicherheitsrolle, Brandabwehr und Leckabwehr)
  • Notfallmaßnahmen bei Havarie, Kollision, Seenot, Mann-über-Bord
  • Hilfeleistung, Suche und Rettung im Seenotfall
  • Maßnahmen bei Unfällen und Unterkühlung: Erste-Hilfe-Maßnahmen, Erstbehandlung, funkärztliche Beratung
  • Manövrierkunde (unter Segel und unter Motor)
  • Ankermanöver
  • Manövrierverhalten von Seeschiffen (Einschätzung von Drehkreisen, Stoppstrecken, Voraussicht)
  • Fahren in schwerem Wetter
  • Dauer: 45 min
  • Punkte: 40
Schifffahrtrecht
  • Schiffspapiere
  • Logbuchführung
  • Ausrüstungspflicht (Seekarten, Seebücher und navigatorische und sonstige Sicherheitsausrüstung)
  • Besetzung des Schiffes
  • Seeverkehrsrecht
  • Kollisionsverhütungsregeln (KVR) einschließlich Radarplotten
  • Seeschifffahrtsstraßen-Ordnung (§§ 1 bis 35, 37) und nationale Ergänzungsvorschriften
  • Verordnung über die Sicherung der Seefahrt
  • Seeunfalluntersuchung (BSU, Seeämter)
  • Umweltschutz (MARPOL-Übereinkommen: Sondergebiete,
    Protokoll 1; Helsinki-Übereinkommen)
  • Die Verantwortung des Schiffsführers für Schiff und Besatzung
  • Rechtsstellung von Schiff und Besatzung in ausländischen Häfen
    • verkehrsrechtlich einschließlich Schiffsführung und Wachdienst
    • strafrechtlich
    • zivilrechtlich
  • Sicherheit der an Bord befindlichen Personen
  • Seenot- und Sicherheitsfunkdienst
  • Radarplotscheibe (Vordruck)
  • Kursdreiecke, Zirkel, Bleistifte etc.
  • Dauer: 60 min
  • Punkte: 40
Wetterkunde
  • Wolkenformen
  • Druckgebilde
  • Regionale Wettererscheinungen (Mistral, Bora usw.)
  • Auswerten von Seewetterberichten / Wetterfax
  • Wichtige Wetterregeln
  • Nebel
  • Seegang
  • Meteorologische Begriffe und Messgeräte
  • Dauer: 45min
  • Punkte: 20
Praxis

Schließlich gilt es noch das theoretische Wissen auch auf einer Yacht umsetzen zu können. Die Gesamtprüfung wird von mindestens zwei Prüfern auf einer geeigneten und entsprechend ausgerüsteten Segel- oder Motoryacht abgenommen und dauert etwa 120 Minuten. Dabei erwarten euch folgende Teilprüfungen, die im ersten Versuch erfolgreich bestanden werden müssen:

mit Antriebsmaschine und unter Segel
Grundlegende Manöver unter Segel und unter Antriebsmaschine
  • Wenden, Halsen, Kreuzen, Kurse unter Segel
  • diverse Rettungsmanöver, Ausweichmanöver
  • Segeltrimm, Segelsetzen, Segelbergen, Ein- und Ausreffen
  • Vorbereitung der Yacht für das Ein- und Auslaufen
  • Ankermanöver
  • Steuern nach Kompass, nach dem Wind und nach festen Seezeichen/Landmarken
  • Beidrehen, Aufschießer, Drehen auf engem Raum, Aufstoppen, Achterausfahrt
  • An- und Ablegen in Boxen, längsseits und vor Bug-/Heckanker
Rettungsmanöver
  • Durchführung eines Rettngsmanövers inkl. Einteilung der Crew, Wahl des Manövers und Planung der Bergung
  • Die Yacht muss zu Beginn des Manövers ausschließlich unter Segel fahren.
Notfallmanagement
  • Organisation und Führung der Crew in einer vorgegebenen Notsituation mit Begründung der jeweiligen Maßnahmen
  • mögliche Notsituationen
    • Feuer
    • Wassereinbruch
    • Auflaufen
    • Krankheit von Crewmitgliedern
    • Not-Schleppen
    • Mastbruch
    • Ruderbruch
    • großer Schaden am Rigg
Handhabung der Yacht
  • Bootsführung auf See:
    • begründete Einteilung der Crew, Wahl der einzelnen Manöver mit Erläuterungen zur Verkehrssituation
  • Bootsführung im Hafen:
    • begründete Einteilung der Crew, Wahl der einzelnen Manöver mit Erläuterungen zur Verkehrssituation
Technik an Bord
  • Maschine, Gasanlage, Elektrik, Elektronik (Kontrolle, Einsatz, Fehlerquellen, Reparatur)
Navigation 1. Papierseekarte/Nautische Literatur

  • Auswahl, Korrektur, Handhabung, Organisation
  • Bestimmung des Schiffsortes und Überprüfung der Ergebnisse mit einem unabhängigen Navigationsverfahren, Fehlerinterpretation

2. ECS

  • Bedienung, Korrektur, Fehlerquellen, Routenplanung, Kontrollpeilung

3. Radar

  • Bedienung, Lagebilderstellung, Bootsführung nach Radar
  • Kollisionsverhütung, Vermeiden von Nahbereichslagen
  • Standortbestimmung, Interpretation des Radarbildes
  • Fehlerquellen
Wetterkunde
  • Beurteilen der Wetterlage und -entwicklung am Ort und zum Zeitpunkt der Prüfung
  • Ablesen der Wetterinstrumente und Auswerten der Daten
Mit Antriebsmaschine Die Manöver unter Segel werden nicht geprüft

 

GEBÜHREN UND NEBENKOSTEN
  • Zulassung: 25,00€
  • theoretische Prüfung: 50,00€
  • praktische Prüfung: 62,50€
  • Erteilung Führerschein: 29,00€
  • Wiederholung theoretische Prüfung: 45,00€
  • GESAMTKOSTEN: 166,50€
    • zzgl. Nebenkosten: Reisekosten der Prüfungskommission sowie Kosten für die Bereitstellung von Prüfungsräumen

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Ihr möchtet den SSS ablegen und braucht noch Seemeilen oder ihr möchtet erstmal üben bevor ihr euch alleine aufs Meer traut? Dann schaut doch mal nach dem nächsten Segelurlaub auf der Blue Diamond!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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