Summer of Sail

Neue Runde, neues Glück

Es wird geputzt und gereinigt. Die Alimos Marina an Samstagen ist ein emsiges Gewusel der Tourismusbranche in Griechenland. Der Wasserverbrauch hier ist wohl unfassbar hoch und eigentlich eine Schande. Überall wird gebrüllt, gewartet und geputzt. Direkt neben uns fährt der Taucher auf seinem Moped los. Seine Flossen steckt er so halb in den Gepäckträger hinten, die Taucherbrille leicht nach oben geschoben und so geht es weiter zur nächsten Yacht am nächsten Pier. Der Dieseltanker fährt den gesamten Pier auf und ab. Hier liegen allein an diesem Steg bestimmt an die 100 Boote – alle werden ihre 300€ für Diesel lassen. Der Dieselmann ist wahrscheinlich einer der Bestverdiener am Steg. Die Putzdame ist wahrscheinlich sehr weit unten in der Kette, genauso wie die jungen Frauen, die verzweifelt versuchen, ihre Flyer an den Mann zu bringen. Es ist ein ständiges Gewusel und mittendrin sind wir und planen unseren Tag.

Um 10 Uhr kommt das erste Mitglied der neuen Gruppe, da ist die alte noch nicht mal weg. Wir machen erstmal eine Bestandsaufnahme, was überhaupt noch da ist und was man so alles einkaufen muss. Dann geht es erstmal los in Richtung Lidl mit dem Taxi. Die Taxifahrer in Griechenland sind eine mittelschwere Katastrophe. Sie wollen Steuern sparen und möchten gerne ohne Taxameter fahren. Prinzipiell ist das für uns ja kein Problem, aber wenn sie uns dann ausnehmen wollen, hört der Spaß auf. Da werden plötzlich irgendwelche Gebühren erhoben für drei Mitfahrer oder für das Rufen eines Taxis via Telefon. Das besonders dreiste Exemplar gibt uns einfach nicht das Rückgeld raus, was wir bekommen müssten.

Es ist schon 17 Uhr als das Putzen erledigt ist, die Einkäufe verstaut sind, die Kunden an Bord sind und die Sicherheitseinweisung erfolgt ist. Eigentlich hatten wir einen guten Plan, wie wir das Ganze anstellen wollten. Die Kykladen im August sind windtechnisch anspruchsvoll. Mehr als 20 Knoten sind Standard. 2-3 Meter hohe Wellen sind Normalzustand. Wir wollten also eigentlich den Saronischen Golf schmackhaft machen, weil auch wir relativ kaputt sind von den windigen Tagen der letzten beiden Wochen. Aber ich lerne wieder dazu, Chris ist zu entspannt und wirkt dann auch einfach zu entspannt. Er redet was von 20 Knoten und am Ende der Woche eher weniger und im Saronischen Golf nahezu kein Wind. Alle entscheiden sich einstimmig und zügig für die Kykladen. Hätte ich auch, denn so wirklich schlimm, windig und wellig hat sich Chris Beschreibung nicht angehört. Da klang es eher nach: der saronische Golf ist langweilig, weil kein Wind.

Also machen wir klar Schiff und begeben uns wieder in Richtung Kykladen. Ich bin es ja nun schon fast gewöhnt und es ist ja nur eine Woche. Nächste Woche geht es ja dann entspannt in den Saronischen Golf. Mein kleiner Lichtblick am Horizont 😉

Am Abend motoren wir 3 Stunden Richtung Süden. Wir sind noch am Festland und nächtigen in einer kleinen Partybucht, in der bis 5 Uhr morgens die Musik in voller Lautstärke dröhnt. Entsprechend gerädert sind wir am nächsten Morgen. Schlechte Voraussetzungen für die Mammutstrecke, die da vor uns liegt. Wir werden runter segeln nach Serifos. Es sind 45 Seemeilen, aber dieser große Schlag ist nötig, um überhaupt in die Kykladen zu kommen. Der Wind treibt uns (wie erwartet) natürlich mit 25 Knoten von hinten an. Vorteil: Wir speeden runter und surfen auf den Wellen und schaffen im Schnitt 8 Knoten. Nachteil: Es wackelt und zwar ordentlich. Für mich ist raumer Wind immer der unangenehmste, weil die Wellen so auftreffen, dass es dich sowohl nach vorne als auch seitlich durchschaukelt. In weiser Vorraussicht nehme ich also eine Vomex-Tablette gegen Übelkeit ein.

Die anderen wollen es ohne probieren, denn 20 Knoten klang ja nicht sooooo wild… Aber genau deswegen hängen die Köpfe der anderen nach 2 Stunden abwechselnd und parallel über der Reling. Die Crew ist seekrank und wir können nur mit Wasser und Küchenpapier unterstützen. Witzigerweise hat es Christian noch nie erwischt. Er würde gerne mal herausfinden, wie sich Seekrankheit anfühlt. Ich denke mir, dass er froh sein kann, wenn er es noch nicht hatte. Eigentlich weiß doch jeder, wie es sich anfühlt, wenn plötzlich der süße Speichel im Mund fließt und man zwanghaft versucht, sich nicht zu übergeben. Daher starte ich mal wieder eine kleine Artikelserie zum Thema Seekrankheit natürlich inklusive Tipps, wie man es vermeiden kann.

Ihr möchtet testen, ob ihr seekrank werdet? Dann findet hier euren nächsten Törn!

Bis dahin immer eine handbreit Wasser unterm Kiel!

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