Summer of Sail

Long Range Certificate

Nachdem ich in den letzten Blogs im Rahmen der Artikelserie „Führerscheine an Bord“ die Funkzeugnisse für die Binnenschifffahrt und bis 35 Seemeilen Reichweite vorgestellt habe, geht es nun um das Funkzeugnis für längere Reichweiten: das Long-Range-Certificate.

GÜLTIGKEIT

Das LRC erlaubt es, Funkverkehr auf Grenz- und Kurzwelle auszuüben und am Inmarsat-Satellitenseefunk teilzunehmen. Wenn man den SSS oder SHS Schein erwirbt, ist auch ein LRC sinnvoll, denn die Kommunikation mit anderen Blauwasserseglern für Tips und Hilfe ist sehr viel einfacher. Zudem können Wetterdaten und Warnungen besser und aus weiterer Distanz empfangen werden.

ZULASSUNGSVORAUSSETZUNG
  • Mindestalter: 18 Jahre (17 Jahre plus 9 Monate am Tage der Prüfung)
PRÜFUNG

Wie fast immer besteht auch diese Prüfung aus einem theoretischen schriftlichen Abschnitt, der schriftlichen Aufnahme von Not-, Dringlichkeits- oder Sicherheitsmeldungen und einem praktischen Abschnitt. Eine Wiederholungsprüfung ist frühestens nach 7 Tagen möglich. Alle Prüfungsteile müssen innerhalb von 12 Monaten bestanden werden, sonst verfallen bereits bestande Prüfungsabschnitte. Das SRC ist im LRC enthalten, sodass das LRC als Erweiterung zu verstehen ist. Für die Zulassung zur Prüfung müssen beim regional zuständigen Prüfungsausschuss bis 14 Tage vor Prüfungstermin folgende Unterlagen eingereicht werden:

  • Antrag auf Zulassung gemäß Vordruck
  • Reisepass oder Personalausweis (Kopie beifügen, Original am Prüfungstag vorzuzeigen)
  • Für die Ausstellung: 1 Lichtbild (38 mm x 45 mm, Halbprofil ohne Kopfbedeckung, neueren Datums)
  • Prüfungsgebühr plus Nebenkosten
Theorie

Die theoretische Prüfung ist im Multiple-Choice-Modus aufgebaut. Sie besteht aus 2 Fragebögen. Der erste Fragebogen mit 24 Fragen stammt aus den 180 Fragen umfassenden Fragekatalog des SRC und ist nur abzulegen, wenn man noch kein Inhaber des SRC ist. Ergänzend wird ein Fragebogen mit 14 gestellten Fragen zum erweitertem Wissen des LRC aus dem Fragekatalog mit insgesamt 76 möglichen Fragen generiert. In der Prüfung gilt es, ausreichende Kenntnisse in folgenden Themenbereichen nachzuweisen:

Allgemeine Grundkenntnisse über den mobilen Seefunkdienst
Verkehrsarten im Bereich des mobilen Seefunkdienstes
  • Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitsverkehr
  • Öffentlicher/nichtöffentlicher Nachrichtenaustausch
  • Revier- und Hafenfunkdienst
  • Schiff-Schiff-Verkehr
  • Funkverkehr an Bord
Funkstellen im Bereich des mobilen Seefunkdienstes

 

  • Seefunkstellen (inkl. Stromversorgung)
  • Küstenfunkstellen
  • Revier- und Hafenfunkstellen
  • Luftfunkstellen des SAR-Dienstes
  • Rettungsleitstelle (RCC)
Urkunden und Befähigungsnachweise
Grundkenntnisse über Frequenzen und Frequenzbänder

 

  • Maßeinheiten für Frequenzen: Hz, kHz, MHz, GHz
  • Unterteilung des Frequenzspektrums: Grenzwelle (MF), Kurzwelle (HF), Ultrakurzwelle (VHF), Dezimeterwelle (UHF)
Ausbreitung der elektromagnetischen Wellen
  • Ausbreitungsformen (Bodenwelle, Raumwelle)
  • Ausbreitung von Grenzwellen (MF)-Frequenzen
  • Ausbreitung in verschiedenen Kurzwellen (HF)-Frequenzbändern
  • Ausbreitung von Ultrakurzwellen (VHF)
Kenntnisse der Betriebsarten
  • DSC
  • Sprechfunk
  • Funkfernschreiben
  • Faksimile
  • Daten
Grundkenntnisse der verschiedenen Modulations– und Sendearten
  • Offizielle Bezeichnungen der Sendearten (z. B.F1B, J3E usw.)
  • Inoffizielle Bezeichnungen der Aussendungen (z.B. SSB, AM usw.)
Frequenzen des mobilen Seefunkdienstes
  • Benutzung der Grenzwelle (MF), Kurzwelle (HF), Ultrakurzwelle (VHF) und Ultrahohen (UHF) Frequenzen im mobilen Seefunkdienst und im mobilen Seefunkdienst über Satelliten
  • Begriff des Frequenzkanals, Simplex, Semi-Duplex und Duplex. Gepaarte und nicht gepaarte Frequenzen
  • Frequenzpläne und Kanaleinteilungen
Schutz der Notfrequenzen
  • Versuchsaussendungen auf Notfrequenzen
  • Aussendungen während des Notverkehrs
  • Vermeidung schädlicher Störungen
  • Verhinderung unzulässiger Aussendungen
Not-, Dringlichkeits- und Sicherheitsverkehr
Antennen
  • Ultrakurzwellen(VHF)-Antennen
  • Grenzwellen(MF)- / Kurzwellen (HF)-Antennen
  • Satelliten-Antennen
Grundkenntnisse der Telekommunikation über Satelliten
  • Inmarsat-Raumsegment
  • Verkehrsarten
  • Telexdienste
  • Telefondienste
  • Daten- und Faksimileübertragung
  • Not- und Sicherheitsverkehr
  • Inmarsat C-Telekommunikationsdienste
  • Inmarsat Erweitertes-Gruppenrufsystem (EGC)
Funkstellen im mobilen Seefunkdienst über Satelliten
  • Küsten-Erdfunkstellen (CES)
  • Netzkoordinierungsstellen (NCS)
  • Schiffs-Erdfunkstellen (SES)
Weltweite Geografie, insbesondere die Hauptschifffahrtslinien mit den dafür zutreffenden Nachrichtenübertragungswegen  
Weltweites Seenot- und Sicherheitsfunksystem (GMDSS)
GMDSS
  • Seegebiete und GMDSS-Master-Plan
  • Empfangsbereitschaft auf Not- und Sicherheitsfrequenzen
  • Funktionsanforderungen für Seefunkstellen gemäß SOLAS Kap. IV
NAVTEX-System
  • Zweck von NAVTEX
  • NAVTEX-Frequenzen
  • Empfangsreichweite
  • Nachrichtenformat
Such- und Rettungsarbeiten (SAR)

 

  • See-Rettungsorganisation
  • Aufgaben der Rettungsleitstellen (RCC)
  • Schiffs-Meldesysteme

 

Funktechnische Rettungsmittel

 

  • Tragbare UKW-Sprechfunkgeräte
  • Such- und Rettungsradartransponder (SART)
  • Seenotfunkbaken (EPIRBs)

 

Seenotfunkbaken (EPIRBs)
  • Wesentliche Betriebsmerkmale bei COSPAS/SARSAT
  • Inhalt der Aussendung
  • Funktionsprüfung/Testbetrieb
Kenntnisse der englischen Sprache in Wort und Schrift für den ordnungsgemäßen Austausch von Informationen, die sich auf den Schutz des menschlichen Lebens auf See beziehen
Aufnahme von Not-, Dringlichkeits- oder Sicherheitsmeldungen in englischer Sprache mit anschließender schriftlicher Übersetzung ohne Hilfsmittel ins Deutsche
Abgabe von Not-, Dringlichkeits- oder Sicherheitsmeldungen in englischer Sprache nach schriftlicher Übersetzung eines Textesin deutscher Sprache unter Anwendung des internationalen phonetischen Alphabets und der allgemein gebräuchlichen Abkürzungen und Redewendungen in der Seefahrt

 

In fett und unterstrichen sind alle Eränzungen zum SRC im Rahmen des LRC.

Prüfungsmodalitäten
Zeit Fragekatalog Anzahl Fragen bestanden ab ≥ … Punkten
Fragenkatalog I (wie bei SRC: entfällt für Besitzer des SRC)
Multiple-Choice-Prüfung 30 180 24 19
Fragenkatalog II (Zusatzfragebogen für den LRC)
Multiple-Choice-Prüfung 20 76 14 11
Aufnahme und Abgabe von Not-, Dringlichkeits- oder Sicherheitsmeldungen in englischer Sprache 15
Übersetzung in die oder aus der deutschen Sprache 15
Hat der Bewerber in Diktat und Übersetzung keine ausreichenden Kenntnisse der englischen Sprache nachgewiesen, ist eine müdliche Prüfung möglich, um die vorgeschriebenen Kenntnisse zu prüfen. Diese darf maximal 15 Minuten dauern. Grundlage der mündlichen Prüfung sind Seefunktexte.
Praxis

Die praktische Prüfung dauert pro Prüfling 30 Minuten und wird durch zwei Prüfer abgenommen. Es werden Not- und Dringlichkeitsverkehr im GMDSS in englischer Sprache anhand von Fallbeispielen an DSC-Ultrakurzwellen-Seefunkanlagen geprüft.

Pflichtaufgaben terrestrischer Seefunk
Entweder oder
  1. Controller editieren und Senden eines Notalarms
  2. Aussenden der Notmeldung
  3. Beenden des Notverkehrs
  4. Controller editieren, Senden eines Dringlichkeitsanrufes und Abgabe der Dringlichkeitsmeldung

 

 

  1. Speicherabfrage und Bestätigung des Empfangs eines DSC-Notalarms
  2. Controller editieren, Weiterleitung eines Notalarms und Information der Seefunkstelle in Not
  3. Aufhebung eines Fehlalarms
  4. Speicherabfrage, Aufnahme der Dringlichkeitsmeldung und Einleitung weiterer Maßnahmen
Mind. Im zweiten Versuch jeweils ausreichendes Ergebnis
Pflichtaufgaben Seefunk über Satelliten
  • Konfigurieren der Anlage (Betriebsbereitschaft)
  • Einleiten und Auslösen eines Seenotalarms
  • Herstellen von Telexverbindungen
  • Beenden der Betriebsbereitschaft
Mind. Im zweiten Versuch jeweils ausreichendes Ergebnis
Sonstige Aufgaben: Inmarsat B Sonstige Aufgaben: Inmarsat C  
  1. Konfigurieren der Anlage
  2. Herstellen von Sprechfunkverbindungen
  3. Editieren und Abspeichern eines Textes
  4. Herstellen von Telexverbindungen
  5. Herstellen von FAX-Verbindungen
  1. Editieren und Abspeichern eines Textes
  2. Adressbuch anlegen
  3. Log Kontrollieren
  4. Fax absenden
  5. Access Code verwenden
Von den 10 möglichen Aufgaben werden maximal 2 gestellt, von denen eine mit ausreichend bewertet werden muss
GEBÜHREN

Die Prüfungsgebühr setzt sich zusammen aus Zulassungsgebühr, Prüfungsgebühr und Erteilung des Zeugnis (Stand: 01/2018).

  • Zulassung: 18,84€
  • Prüfung Theorie und Praxis: 49,22€
  • Erteilung Funkbetriebszeugnis: 18,84€
  • Wiederholung Theorie und Praxis: 49,22€
  • Wiederholung Theorie oder Praxis: 24,61€
  • GESAMTKOSTEN: 86,90€
      • zzgl. Nebenkosten (Reisekosten der Prüfungskommission und Bereitstellung von Prüfungsräumen)

Mit dem Long-Range-Certificate könnt ihr also auch auf offenem Meer erfolgreich funken und eure eigene Sicherheit maximieren. Denn Sicherheit an Bord ist das A & O!

Sicherheit ist übrigens auch bei jedem Törn bei uns garantiert!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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