Summer of Sail

Happy Birthday to me

Heute ist ein ganz besonderer Tag für mich. Es ist mein zweiter zweiter Geburtstag. Vor zwei Jahren brach meine kleine heile Welt ganz plötzlich zusammen. Ich kann mich noch erinnern, dass ich in einer Umschwungphase war und mein Leben komplett neu aufkrempeln wollte. Neuer Job in einer neuen Stadt. Ich brauchte die Veränderung, das habe ich damals schon gemerkt. Es hat mich viel Überwindung gekostet, denn der Gegenwind war immens. Mein Chef war damals sehr beleidigt und überhaupt nicht einverstanden mit dieser Entscheidung. Das liegt wohl vermehrt daran, dass ihm sämtliches Personal davonrennt, weil die Arbeitsbedingungen schlichtweg eine Katastrophe sind. Wenn man in der Nacht nicht mal mehr zu Hause schlafen kann, weil man so lange gearbeitet hat, dass sich der Weg nicht mehr lohnt, weil man ja eh um 5 Uhr morgens wieder auf der Matte stehen muss, dann läuft da irgendwie etwas ganz extrem falsch. Das hatte ich damals schon realisiert und die Veränderung gesucht. Klugerweise gingen meine Bewerbungen aber an weitere anspruchsvolle Kliniken, in denen mein Job sicherlich nicht viel mehr Spaß gemacht hätte…

Dann kam der Krebs und alles war anders. Manche haben es mir dann zum Vorwurf gemacht, dass ich bei der Bundeswehr geblieben war. In einer solchen Situation überhaupt irgendwelche Vorwürfe zu bekommen, zeigt für mich jedoch eigentlich wiederum, wie menschlich schwach solche Leute und Vorgesetzte waren und weiterhin sind. Das erinnert einen wieder daran, warum man das eben nicht mehr weitermachen möchte.

Es ist noch relativ früh und die Nacht war kurz. Wahrscheinlich merkt man doch die innere Aufregung und das Gedankenkreisen lässt einen an solchen Tagen leider nicht los. Die Momente von damals spürt man an solchen Tagen eben noch intensiver nach. Die Erinnerungen sind plötzlich ganz klar und nicht mehr so verwaschen. Unser Gehirn vollbringt eine Meisterleistung im Verdrängen und Vergessen, um sich selbst zu schützen, aber heute bröckelt die Fassade dann doch etwas.

Sollte man sich an diesem Tag freuen? Ja! Aber es ist doch irgendwie auch okay, wenn man etwas mehr verarbeitet und auch den Schmerz zulässt? Ich habe sehr viel durchgemacht und das werden eben nur wenige Menschen, die in meinem Alter gleiches wiederfahren ist, nachvollziehen können. Ich nehme mir das Recht, das heute auch zu bedauern. Selbstmitleid ist nie gut, aber manchmal eben notwendig und man sollte es auch rauslassen dürfen. Der Grund warum ich mich gerade darüber rechtfertige sind Kommentare aus dem Bekanntenkreis, dass man sich doch freuen müsste. Und ja, das tue ich. Sehr sogar. Ich weiß, dass heute ein Meilenstein ist. Ich bin Ärztin. Ich weiß, dass 80% aller Rezidive in den ersten beiden Jahren auftreten. Da fällt eine sehr große Last von mir! Aber nichts in dieser Welt ist doch schwarz oder weiß. Deswegen kullern heute eben Tränchen der Freude und Tränchen des Bedauerns. Aber es wird angestoßen auf mich, auf meine Vergangenheit, aber eben vor allem auf meine Zukunft mit Chris und Summer of Sail.

In diesem Sinne Cheers und Prost. Bis bald! Mast- und Schotbruch!

Pic byFreepik
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    1 Kommentar

  1. Kati
    12. Juni 2018
    Antworten

    Auch für mich war dieser Tag keiner wie jeder andere, auch meine Gedanken bewegten sich zwei Jahre zurück! Und ja, ich freue mich, dass ein erstes Durchatmen erlaubt ist. Und es gab einen Tropical Mojito um auf diesen besonderen Geburtstag anzustoßen!

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