Summer of Sail

Hafenkino I

Gestern bereits groß angekündigt und nun ist es so weit: ich berichte endlich vom größten Hafenkino Spektakel in Hydra.

Man stelle sich folgende Situation vor. Auf der Sonnenseite direkt bei den Cafés und Restaurants liegen neben uns eine türkische Yacht, dann Yacht X, dann wir, dann ein italienisches Boot, dann ein Boot Y und dann ein dänisches Boot und ganz außen ein britisches Boot. Im Hafen kommen zwei Katamarane an, die wirklich monstergroß sind und den Platz von zwei Booten brauchen. Katamaran A ist ein riesiges fettes Luxusding. Katamaran B wird der Hauptdarsteller des heutigen Tages. Boot X macht Leinen los und verlässt den Hafen. Toll, denkt sich Katamaran A. Ich schiebe einfach alle anderen etwas zur Seite und quetsche mich in die kleine Lücke da rein. Katamaran B denkt sich: „Der passt da eh nicht rein“ und lauert. Blöd nur, dass das türkische Boot seine Leinen ändert und Platz macht, sodass Katamaran A Spitz auf Knopf in diese Parklücke passt. Die Fender quietschen und haben einiges zu tun, aber im Endeffekt sitzt er drinnen und wird nicht mehr rausfahren.

Wer nun denkt, dass Katamaran B Pech gehabt hat, denkt falsch. Denn erstaunlicherweise gibt auch Yacht Y ihren Platz auf. Und erstaunlich ist das, weil niemand das in Hydra am Nachmittag tut. Alle sind gegen 11 Uhr da, um einen Platz zu ergattern. Wer später kommt, hat keine Ahnung von Hydra. Dank Stromausfall sind aber weniger Boote als sonst im Hafen, was den Spätaufstehern in die Karten spielt.

Nun da Yacht Y also aus der Parklücke fährt, ergibt sich eine Chance für Katamaran B. Yacht Y zieht nur leider den Anker vom dänischen Boot nach oben. Ist nicht weiter schlimm, denn der dänische Skipper hat eh nur ungefähr 10 Meter Anker geworfen, was niemals auch nur im Ansatz ausreichen wird. Der dänische Skipper ist natürlich sehr traurig, denn jetzt kann sein Anker ja gar nicht mehr halten, weil Yacht Y war ja ganz böse. Er merkt das auch, denn sein Boot treibt nun auf die Hafenmauer, weil der Wind ja von vorne kommt. Seine Lösung: Er zieht den Anker gute 30 cm nach oben. Nun hält er wieder (nein, aber wir beobachten das Schauspiel lieber noch etwas). Außerdem hat Yacht Y seinen Anker nun viel zu weit links hingeworfen und er muss den Platz wechseln. Statt am britischen Boot anliegend ändert er seine Seile hinten also so, dass er in Richtung des italienischen Bootes liegt. Kleines Problem an der Sache: der Anker liegt schon noch rechts beim britischen Boot. Der hat nur nicht genug Gewicht, um jemals zu halten.

Und nun beginnen die Diskussionen: Katamaran B kommt ins Spiel. Er möchte auf den frei gewordenen Platz von Yacht Y. Und es beginnt ein Schauspiel der Extraklasse. Es ist ja allgemein bekannt, dass sich Motor- und Segelboote gegenseitig nicht besonders mögen, aber in letzter Zeit entwickelt sich eine neue „Kriegsfront“ zwischen Segelyachten und Katamarane, denn die Katamarane brauchen zu viel Platz. Die drei Segelyachten rechts von uns verbünden sich also. Das italienische Boot direkt neben uns findet, dass es nicht gerecht ist, dass der Katamaran am Nachmittag an der Sonnenseite anlegt und behauptet einfach, dass der Katamaran B zu breit für die frei gewordene Lücke ist. Der Dänische Skipper schließt sich dem an, denn er hat Angst, dass sein Boot auch seitlich kaputt geht, nachdem es hinten schon gegen die Hafenmauer gedonnert ist. Die Briten wollen das alles auch nicht so richtig. Es folgt ein knappes „NO“ und man dreht sich weg.

Katamaran B ist mit Deutschen besetzt. Der Skipper heißt Sven und spricht Englisch mit deutschem Akzent. Er diskutiert nun, denn tatsächlich wäre genug Platz, aber er kann ja gar nicht ordentlich einparken, denn die Dänen versperren mit ihrer quer verlaufenden Kette von 10 Meter Länge die Parklücke. Das streiten die Dänen aber ab. Katamaran B startet einen Versuch und will auch ohne Hilfe reinfahren. Der Italiener ist so nett und will wenigstens die Leinen annehmen. Gerade als Katamaran B in die Lücke rein will, kommt eine Windböe von links und schiebt das Bug vom Dänen zu den Briten rüber. Der Däne liegt diagonal in der Lücke. Der Katamaran gibt noch Vollgas nach vorne, aber berührt mit einem seiner Rümpfe die Ankerkette vom Dänen. Der Däne ist außer sich. Der Katamaran hätte ja nun seinen Anker kaputt gemacht, jetzt könne der Anker ja gar nicht mehr halten.

Sven tobt bereits auf seinem Katamaran und diskutiert. Die Stimmung seiner Crew droht zu kippen. Sie wissen ja in dem Moment noch nicht, dass wir sie verstehen. Er versucht es erneut bei den Briten, ob diese denn einen Platz nach links zu den Dänen gehen könnten, dann würde er außen liegen. Die Briten lassen ein „No“ durch den Hafen hallen und drehen sich nun vollständig weg. Sie flüchten lieber, um nicht weiter Teil der Diskussion zu sein.

Und in uns regt sich etwas wie nationale Zugehörigkeit. Wir haben so langsam ein Bedürfnis zu vermitteln. Wir rufen nach Sven und geben ihm zu verstehen, dass es eine Frage der Zeit ist bis das dänische Boot den Anker neu werfen muss. In Svens Augen fängt es an zu blitzen, der Ehrgeiz und Starrsinn hat ihn gepackt. Er wird da heute anlegen, komme was da wolle. Chris‘ Kommentar: „Sehr gut, jetzt gibt er nicht auf. Noch mehr Hafenkino für uns.“

Aber das gibt es erst morgen!

In der Zwischenzeit hier den eigenen Törn buchen und eigenes Hafenkino erleben!

Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

    2 Kommentare

  1. 4. September 2018
    Antworten

    Da fehlt aber noch das Happy End 🙂

    • kk
      4. September 2018
      Antworten

      Geduld, Geduld. Das war so gut, dass über das Erlebnis in mehreren Blogs gebührend berichtet wird 😉

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