Summer of Sail

Der große Tag I

Finale Dramen gehören wahrscheinlich zu jeder Hochzeit dazu? Oder gibt es jemandem bei dem einfach alles geklappt hat? Der Klassiker sind wohl die vergessenen Ringe am Hochzeitstag selbst. Bei uns gab es eher ein dezentes Anreiseproblem.

Der Morgen klappte wie am Schnürchen. Wie wohl jede Braut war ich früh wach und wartete nur darauf, dass es endlich los geht. Christian und ich haben an unterschiedlichen Orten übernachtet. Ich war mit meiner Trauzeugin im Hotel, Christian daheim bei seinen Eltern. Eigentlich klappte alles. Ich war nicht monstermäßig aufgeregt. Die Visagistin kam und machte alles so wie wir es verabredet hatten. Gegen 9:30 Uhr war sie fertig. Ab jetzt hieß es nur noch warten bis man in das Kleid schlüpfen darf und vom Schwiegerpapa abgeholt wird.

Und dann flatterte die erste Whatsapp von einer Freundin rein. „Liebe Karo! Heute ist dein besonderer Tag. Wir sind auf dem Weg zu euch, aber wir stehen am Irschenberg im Stau… Leider werden wir es zur Trauung nicht schaffen. Aber wie sehen uns dann auf der Feier. Alles Liebe!“ Das Internet, was bisher immer mein Freund war bei jeglicher Planung, wird nun zum Inbegriff des Feindes. Es liefert Auskunft über die Vollsperrung auf der A8 von München nach Salzburg. Natürlich frage ich mich, wo denn der Rest der Bande steckt, der heute anreisen wollte. Allen voran meine Eltern. Wir hatten schon genug kurzfristige Absagen vom engsten Familienkreis.

Christians Schwester war noch immer schwanger, mittlerweile überfällig. Logischerweise kam sie nicht zur Hochzeit. Meine größte Schwester musste kurzfristig absagen, da meine Nichte eine üble Magen-Darm-Geschichte hatte. Prinzipiell keine große Sache. Es ist natürlich mehr als traurig, dass gerade die Geschwister absagen mussten, aber man kann es leider nicht ändern.

Das akute Problem waren die Anreisenden aus München. Ich hatte zwar brav ein Hotelkontingent auch für die Nacht vor der Hochzeit reserviert, aber bis auf meine beste Freundin und ein Ehepaar mit weiter Anreise hat das keiner genutzt. Es sind ja nur 1,5h Anreise bis nach Berchtesgaden von München aus. Das hörte ich von meinen beiden Elternteilen… Sie würden es wahrscheinlich nie wieder so machen…

Um 10:20Uhr wurde ich von meinem Schwiegervater in spe abgeholt. Ich hatte ihn darum gebeten, falls mein Vater es nicht rechtzeitig schaffen würde. Hatte ich es verflucht? Um 10:25Uhr waren wir am Standesamt. Nachdem sich die erste Aufregung gelegt hatte, schaute ich durch die Menge. Meine Eltern fehlen. Ich bin mir sicher, dass meine Schwester etwas wusste, aber sie hat sich bis jetzt nichts anmerken lassen. Meine Nachfragen, ob sie etwas von Mama und Papa gehört hatte, ignorierte sie schlichtweg. Um 10:28Uhr als alle anderen bereits im Trausaal waren und ich noch 2 Minuten Zeit hatte, erblickte ich endlich das Auto meiner Mutter um die Kurve rasen. Sie war nass geschwitzt, das Adrenalin pulsierte in ihrem Körper. Sie überreichte meiner Schwester ihre Tochter, die sich bei der Fahrt zwei Mal übergeben hatte und einen unbestechlichen Geruch ausstrahlte. Später würde sie mir erzählen, dass sie auf der Autobahn 200 Meter rückwärts gefahren ist, um eine Abfahrt für den Winterdienst zu nehmen, und im Anschluss mit 180 km/h durch die Dörfer gerast ist.

Um 10:30Uhr gingen wir in das Gebäude. Mein Vater rief an, er braucht noch 5 Minuten. Um 10:33Uhr sagt die Standesbeamtin, dass wir anfangen müssen, da eine weitere Hochzeit nach uns wäre. Und damit ging ein großes Detail schief. Mein Vater würde mich nicht reinbringen können. Es waren wirklich nur 2 Minuten und ich ärgere mich schwarz, dass ich nicht gewartet habe. Er war noch bevor das erste Lied zu Ende gespielt war im Raum. Tragischerweise war er sogar früher als meine Mama los gefahren, steckte deswegen aber im Stau fest. Minuten entscheiden manchmal. Aber wenigstens hat er die Trauung mitbekommen und die war wunderschön J

Doch dazu morgen mehr. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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