Summer of Sail

Freedom

Ok, jetzt bin ich gespannt. Heute gebe ich eine Auswahl für welchen Ohrwurm ihr euch entscheiden könnt! Im Angebot sind heute Freedom von Pharell Williams, Freiheit von Marius Müller Westernhagen oooooder Freedom von George Michael! Vielleicht wechselt ihr auch ab? Ich bin übrigens eher beim Klassiker der 90er!

Freedom! (I won’t let you down)
Freedom! (I will not give you up)
Freedom! (Have some faith in the sound)
You’ve gotta give for what you take (It’s the one good thing that I’ve got)

Freiheit ist das Thema des Tages, denn ich fühle mich mehr und mehr freier. Diese Woche bringt mir ein großes Stück Freiheit. Diese Woche ist mein letzter Arbeitstag, diese Woche starte ich in mein neues Lebenskapitel.

Und beim Sport habe ich jetzt tatsächlich mal eine ganz andere Freiheit gespürt: Anfang April kam ja mein Port raus, über den mir immer meine Chemo verabreicht worden war. Von Vorteil an diesem „Ding“ ist ja, dass die Venen geschont werden. Wenn eine Vene von den 4 Litern Flüssigkeit mal kaputtgeht und platzt, läuft das ganze Chemozeug in den Arm. Das macht furchtbare Nekrosen – das ganze Gewebe stirbt also ab. Deswegen hat sich irgendwann mal ein schlauer Mensch überlegt, dass er ein Gummikissen in einem Metallmantel im Körper platziert und dann diese Kammer mit einem Schlauch mit der großen Vene unter dem Schlüsselbein verbindet. Dadurch wird das Risiko vom „daneben laufen“ immens reduziert. Man ist zudem auch etwas freier in seiner Beweglichkeit als mit so einem Zugang am Handrücken oder Unterarm.

Wenn man dann aber endlich keine Chemo braucht und seinen Neuanfang wagen darf, dann will man eigentlich auch sehr zügig dieses Ding wieder loswerden. Es fühlt sich wie ein Fremdkörper an. Es gehört nicht zu dir und deinem Körper. Du spürst es unter der Haut und weißt, dass es da aber nicht hingehört. Ich konnte meine Brustmuskeln nicht trainieren, weil ich dann immer durch den Port, der am Brustmuskel befestigt war, um nicht zu verrutschen, Schmerzen hatte. Das Ding sollte also endlich weg. Die letzten Wochen hatte ich aber immer noch Beschwerden. Ständiges Jucken und Ziehen an der Wunde. Immer brav schonen, damit die Narbe hübsch wird. Und gestern beim Sport ging es ganz plötzlich. Kein Gedanke mehr an den Port verschwendet und das zu realisieren, bedeutet unglaubliches Freiheitsgefühl.

Psychologisch ist diese Port Geschichte eh ein sehr interessantes und forderndes Thema. Einerseits will man ja den Fremdkörper raushaben und sieht es als Abschluss eines schrecklichen Kapitels. Diesen Gedanken von „Es muss raus“ hatte ich eigentlich schon während der Chemo. Damals habe ich mit mir gekämpft, weil die Ärzte aufgrund meines Stadiums wollten, dass er mal mindestens ein Jahr nach der Chemo drinnen bleibt. Damals fühlte es sich wie ein Eingeständnis an, dass man glauben würde, dass Spongebob wiederkommt. Das widersprach einfach meiner Einstellung als Kämpfer. Ich wollte nicht akzeptieren, dass die geringste Möglichkeit besteht, dass ich den Port nochmal brauchen würde.

Im Endeffekt war ich dann nach 12 Zyklen Chemotherapie geschwächt genug, um erstmal kein Krankenhaus mehr betreten zu wollen. Das Thema Port rausnehmen rückte in weite Ferne. Psychologisch stellte sich nämlich plötzlich ein anderes Gefühl ein: Angst. Was ist, wenn du ihn doch nochmal brauchst? Was, wenn Spongebob zurückkommt? Was, wenn Murphys Law passiert und genau dann ein Rezidiv kommt, wenn du es durch deine Port raus OP triggerst? Klingt ziemlich verrückt, oder? Denn beeinflussen kann man den Lauf der Dinge nicht. Mit dieser Erkenntnis hatte ich also endlich den Mut gefasst, das die OP durchgezogen werden kann. Gut, zugegebenermaßen erst als eine erneute Kontrolle mit CT, MRT und Darmspiegelung normal ausfielen. Ich traute mich endlich, diesen Schritt zu gehen.

Anfang April war es dann soweit. Endlich! Ich mag dieses Gefühl, dass nur ich in meinem Körper bin. Und hier kommt der dritte psychologische Aspekt: Es ist ein Abschluss.

Abschluss eines Kapitels, das viel Leid verursacht hat. Man kann nach vorne blicken und die Zeit vielleicht auch mal vergessen. Dieser Gedanke fällt mir schwer. Zu sehr sitzt das Wissen in meinem Kopf. 5 Jahre bis zum gleichen Risiko. Aber 80% der Rezidive kommen in den ersten zwei Jahren. Noch 3,5 Wochen und die große 80% Zahl schwebt nicht mehr wie ein Damokles-Schwert über mir. Wahrscheinlich ist es für Leute mit Vorwissen schwieriger. Man kann sich nicht fallen lassen und die Ärzte machen lassen. Viel zu sehr rattert ständig und andauernd das Gehirn mit. Man muss viel mehr lernen, gelassen und entspannt zu sein. Es ist ein Lernprozess. Ich glaube, ich schlage mich gut. Niemand wird mir wieder die Unbekümmertheit von früher geben können. Wenn es im Bauch zwickt oder das Treppen steigen schwerfällt, wird ein kleiner Teil meines Gehirns immer an den Krebs denken, aber ein großer Teil wird auch bereit sein, normale Gründe zu finden und sich loszulösen von diesem Thema. Nach und nach nehme ich auch den Gedanken vom Abschluss an. Mein Port ist raus und ich gehe neue Wege ohne den Krebs. Ich gehe neue Wege mit Christian und mit der Blue Diamond. Über Wasser gehen können doch eh nur ganz besondere Menschen 😉

Wenn ich hier so sitze und schreibe, kommen diese positiven Gedanken immer mehr: Ich freue mich auf meine Zukunft. Eine Zukunft, die ich mir nie erträumt hätte. Ich freue mich auf das Segeln, Griechenland, die Karibik und auf euch! Begleitet uns doch ein Stück beim Segeln und genießt mit mir die Zukunft und Entspannung!

Bis dahin Mast- und Schotbruch!

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