Summer of Sail

Die Bootssuche geht weiter I

Nach der großen geplatzten Seifenblase standen wir erst mal ganz schön doof da. Mir schoss direkt ein Kommentar unserer netten Freunde aus Hydra in den Kopf: „Ne obdachlose Ärztin“. Damals fand ich den Spruch ja noch ganz witzig, aber dass er mal so real werden würde hatte ich eher nicht erwartet.

Plötzlich stand wieder alles zur Debatte und alles in Frage. Frisch verheiratet, ohne Dach über dem Kopf und ohne Perspektive. Irgendwie gar nicht so cool…
Das Grübeln ging los, was wir plötzlich mit so viel Zeit machen sollen. Direkt mal in die Flitterwochen fliegen? Nen Job suchen? Fortbildungen machen? Nachdem wir 2 Tage intensiv überlegt haben, welchen Job Chris denn langfristig machen könnte, wurde aber irgendwie sehr schnell klar, dass wir eigentlich recht zügig ein neues Boot finden müssen, weil Chris einfach gar nichts anderes kann oder eher will.

Wir vereinbarten also Aufgabenteilung – mal wieder, weil das beim letzten Mal ja so wunderbar funktioniert hat. Währen dich die Übergangsphase in Deutschland gestalten sollte, sollte Chris sich erneut dem Thema Boot widmen. Er ging also wieder seiner Lieblingsbeschäftigung nach. Durchforste die bekannten Verkaufsseiten im Internet nach brauchbaren Booten.
Und wie immer gestaltet sich das schwieriger als man denkt. Wer schon mal einen Gebrauchtwagen im Internet gefunden hat, weiß wie gerne und gut man die kleinen Makel umschreiben und überspielen kann. Man kombiniere das mit den blumigen Umschreibungen des Wohnungsmarktes und fühlt sich herzlich aufgenommen auf dem Bootsmarkt.

Unsere erste Besichtigung nach dem Neustart ist genauso ein kleines unverhofftes Überraschungspaket gewesen. Chris hatte für einen relativ günstigen Preis in Kroatien eine Oceanis entdeckt. Das ist das Nachfolgemodell unseres Charterbootes der letzten Jahre, das wir ja schon immer als Notnagel-Alternative angesehen haben, gefunden. Wir machten uns also auf den Weg. Oder eher wieder mal einen ewigen Roadtrip. 7 Stunden später erreichen wir unser Ziel. Wenigstens ist es warm, wenn auch windig.

Begrüßt werden wir von einem jungen Typen namens Luca mit Sonnenbrille und Sportschuhen, der seine Coolness natürlich durch sein Erscheinungsbild dokumentieren muss. Mit ihm kommt ein großer dünner Strich in Leopardenjacke und 20cm Absätzen. Sehr praktisch. Chris und ich sind gemütlich in Sportsachen und Sportschuhen zum Termin gefahren. Karl Lagerfeld dreht sich im Grabe um. Vielleicht bleibt auch deswegen der Strich lieber am Steg – aufs Boot gehen mit den Schuhen ist bestimmt nicht leicht.

Als wir auf dem Schwimmsteg so laufen, gehen wir an vielen schönen Booten vorbei. Als Luca stehen bleibt, denke ich nur: „Oh nein, geh weiter“. Wie soll man es schön verpacken? Dieses Boot, das wir nun vor uns sehen, ist die Cinderella des Hafens. Stiefmütterlich behandelt, trifft es gut. Cinderella ist ziemlich dreckig und vor allen Dingen kaputt. Ich gehe drei Mal auf dem Steg auf und ab. Die Fußleisten sind steuerbordseitig durch neues Holz ausgetauscht worden und das ziemlich schlecht. Fragt man sich doch Warum? Antwort: Man sei da ein wenig an einem anderen Boot geschrappt. Für mich ist die Besichtigung hiermit beendet. Wer ein wenig Ahnung hat von Booten, weiß, dass das rein physikalisch nicht geht. Da ist eher was von oben raufgeknallt – sowas wie ein Mast vielleicht… Nachdem wir schon den Schotbruch hatten, verzichten wir gerne auf den Mastbruch.

Chris schaut sich wohl eher aus purer Verzweiflung das Boot dennoch intensiv an. Wir sind ja auch gute 7 Stunden hergefahren und werden nun weitere 7 Stunden wieder zurückfahren. Auch der Rest ist eher schlecht als recht. Da wurde verschlimmbessert. Die Betten in der Vorderkabine sind schmaler geworden, um seitlich Regale zu verbauen, die man kaum braucht. Die Arbeitsfläche im Salon ist so niedrig, dass man sie nicht nutzen kann. Der zweite Kühlschrank dadurch so mini, dass er kaum für eine Woche reichen kann. Zudem wirkt es so, als wenn der Ramsch von allen Booten gesammelt auf Cinderella gepackt wurde. Nur das schlechteste für die arme Cinderella. Mir tut das Boot leid, mir tut auch Chris leid, aber die Fahrt war ein Satz mit X: Das war wohl nix…

Aber es heißt ja auch: „Neuer Tag, neues Glück“ oder auch „Neuer Tag, neuer Blog“. Übrigens könnt ihr hier schon mal nach eurem Törn auf unserem Diamanten schauen. Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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