Summer of Sail

Der Bootskauf – eine Never ending Story VI

Mit einem MOA in der Hand fuhren wir zurück nach Deutschland. Endlich haben wir einen MOA für die Beneteau 57 mit einer Unterschrift des Verkäufers, aber ungefähr 3 Monate später als geplant. Die Zeit drückt. So langsam machen wir uns Sorgen um unseren Anschlusstermin auf Las Palmas. So langsam wissen wir nicht mehr, wie die Begutachtung durch den maltesischen Prüfer zeitlich ausgehen soll, wie wir die entsprechenden Nachrüstungen machen sollen.

Aber wir nehmen uns die Zeit zur Prüfung unseres MOAs. Einen ersten Check macht das maltesische Unternehmen, das unsere Firmengründung durchführen wird. Die Antwort ist ernüchternd und niederschmetternd. So wie wir es vermutet hatten, ist das kein normaler MOA. Das Schriftstück, was wir so nebenbei am Pier unterschreiben sollten, ist sehr günstig für den Verkäufer ausgelegt. Wenn das Boot schwerwiegende Schäden hat, kann der Verkäufer oder reparieren, aber in keinem Fall dürfen wir als Käufer von dem Vertrag zurücktreten, egal welche Ergebnisse beim Sea Trial zu Tage kommen. Auch das finale Übergabedatum 06.10., welches Vangelis uns erneut per Email bestätigt hat, steht nicht im MOA drin. Man will sich wohl nicht final festlegen.

Wir entschließen uns also auf Nummer Sicher zu gehen, denn das kommt uns doch zu Spanisch vor. Wir suchen Anwälte in Griechenland und die legen los. Sie prüfen das Bootsregister, prüfen den MOA, ändern ihn von Grund auf, damit es ein normales Vertragsstück ist, aber auch unsere Fristen gewahrt werden können. Nach einer Woche steht das Dokument, alles ist geprüft, nun fehlt nur noch die Unterschrift des Verkäufers. Aber die kriegen wir noch nicht.

Er möchte nämlich plötzlich das Boot eine Woche später übergeben. Wir verstehen die Welt nicht mehr. Unsere Anwälte diskutieren und recherchieren. Am Ende stellt sich raus, dass Vangelis eine weitere Woche Charterkunden angenommen hat. Die Anwälte reden schon von Vertragsbruch, da ja bereits vor Wochen per Handschlag ein Vertrag mit Datum 06.10. festgelegt wurde. Es hilft aber nichts. Wir können das Boot ja nicht klauen.

Eher zufällig erfahren wir dann, wer das Boot gechartert hat. Ein Freund von uns. Er wollte uns das zur Hochzeit schenken und eine Weile mit uns mitsegeln, wenn wir nach Las Palmas aufbrechen. Er dachte, Vangelis hat zwei Beneteau 57. Wir bitten ihn zu stornieren oder umzubuchen. Er ist bereit dazu, Vangelis stellt sich quer. Er will nicht umbuchen auf eines seiner anderen Boote. Wenn er das soll, will er für den Verdienstausfall von uns 50% der Miete haben (=2500€). Was Vangelis nicht weiß, ist, dass wir den Mieter kennen und wissen, dass 50% eigentlich nur 1800€ werden. Der gute Mann will uns also etwas veralbern und ausnehmen, tolle Basis. Wir spielen nicht mit. Wir kalkulieren neu, geben eine weitere Woche für Instandsetzungen auf und nutzen die Chance, um ein ausgiebiges Sea Trial durchzuführen. Der Vertrag wird geändert. Alles ist fertig, es kann unterschrieben werden. Wir kriegen die Unterschrift aber noch nicht.

Plötzlich sollen die Zahlungsmodalitäten wieder geändert werden. Statt der üblichen 10% Anzahlung auf ein Treuhänderkonto, sollen nun 25% direkt auf sein Konto überwiesen werden. Es wird immer kurioser und dubioser. Ich starte bereits im Hintergrund Plan B und kontaktiere unseren professionellen Yacht Broker. Erkundige mich nach dem aktuellen Status und bekomme eine Hiobsbotschaft. Die Bavaria 56 wurde beim diesjährigen Medicane im Mittelmeer ein Totalschaden, weil sie auf Grund gelaufen ist. Sie ist unwiederbringlich geschädigt. Man kann uns ein Alternativboot anbieten. Das müsste man aber ansehen zuvor und wahrscheinlich reicht die Zeit nun nicht mehr, um den Starttermin der ARC in Las Palmas zu schaffen.

Nur einen Tag später bekommen wir den finalen Kick, der uns in ein tiefes Loch stürzen lässt. Vangelis lässt den Deal final platzen, er wird nicht verkaufen. Er glaubt, dass wir ihm nicht vertrauen. (Wer würde das nach dieser Geschichte denn noch?!?) Er lässt uns das über die Anwälte ausrichten. Chris ruft ihn an und erfährt den eigentlichen Grund: Er hatte seit 2 Wochen eine lukrative Anfrage für die kommende Saison, die jetzt bestätigt wurde. Er möchte sich die Einnahmen des nächsten Jahres nicht entgehen lassen.

Was bei uns zurückbleibt, ist Enttäuschung, Wut, Entrüstung über solche Unprofessionalität und Egoismus. Und wir finden uns wieder in einem Bett –  es ist nicht unseres, denn unsere Wohnung haben wir aufgegeben. Statt der geplanten Abreise in einer Woche sind wir nun obdachlos, arbeitslos und irgendwie auch perspektivlos. Nach und nach kommt die Erkenntnis, dass es keinen Plan B mehr gibt. Dass unsere Sachen in Griechenland sind und abgeholt werden müssen. Dass wir schleunigst Job und Wohnung brauchen. Aber vor allen Dingen: einen neuen Plan und eine neue Zukunft.

Diese Zeilen zu schreiben und das nochmal durchzuexerzieren und zu erleben, kostet allein sehr viel Kraft. Vielleicht kann der ein oder andere an dieser Stelle nachvollziehen, warum wir in unserer kleinen Ecke zunächst für uns selbst verarbeiten wollten und hier Funkstille herrschte. Vielleicht kann der ein oder andere verstehen, wie man sich fühlt, wenn Träume platzen oder wenn man plötzlich vor einem Scherbenhaufen seines Lebens steht, weil man alles auf die eine Karte gesetzt hat. Ich weiß nicht, ob man die Gefühle nachempfinden kann, die uns in diesen Tagen ergriffen hatten und auch jetzt wieder etwas hochkommen, wenn ich darüber nachdenke und schreibe.

Ich kann nur eines sagen: Dass ich nun wieder hier sitze und schreibe, ist wohl ein positives Zeichen. Die Wunden sind geleckt und geheilt. Wir haben unsere Stehaufmännchen-Qualitäten erneut bewiesen. Wir haben nicht aufgegeben. Dank Unterstützung von Familie und Freunden sind wir zurück in der Spur und legen wieder los. Und auch wenn es nicht so erscheinen mag in diesem Moment, so nehme ich eines vorweg: Wir haben eine Yacht gefunden. Wir sind Besitzer eines tollen, viel schöneren und besseren Bootes und ihr könnt uns in diesen Sommer begleiten und mit uns zusammen die Inseln Griechenlands erkunden! Schaut doch gleich hier nach eurem nächsten passenden Törn!

Happy End also inklusive. Wir haben mal mit „Open Water Ammersee“ hollywoodreif angefangen, also dachten wir uns, dass aber auch eine große Portion Liebe in unseren persönlichen Hollywood-Streifen gehört, oder was meint ihr? Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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