Summer of Sail

Der Bootskauf – eine Never ending Story III

Der Traum von der Beneteau 57 ist vorerst geplatzt. Unerwartet und plötzlich haben wir eine Absage bekommen. Es ist Ende Juli und Anfang Oktober brauchen wir eine Yacht, damit wir es rechtzeitig zur ARC schaffen. Ich für meinen Teil habe nun ein neues Stresslevel entdeckt. Zeitdruck und Deadlines ohne wirkliche Aussicht auf die Möglichkeit, jene Termine einzuhalten, versetzen mein Adrenalinlevel in ungeahnte Sphären. Gut, dass Chris mein Ruhepol ist und alles abzufangen versucht, was nur geht.

Ich habe in den kommenden Tagen viele Dates mit meinem Laptop. Gut, dass wir WLAN an Bord haben. Ich durchforste alle gängigen Internetseiten nach einer Yacht in Charterversion mit gutem Wartungszustand und annehmbaren Preis. Ein nicht ganz leichtes Unterfangen. Wir diskutieren immer wieder, passen unsere Ansprüche an. Brauchen wir wirklich einen Generator? Können wir den nicht selbst installieren? Gleiches gilt ja auch für die Klimaanlage? Wie viel kostet sowas? Welche Summe müssten wir dann von einem möglichen Kaufpreis abziehen? Müssen es wirklich 55 Fuß aufwärts sein oder langt auch ein kleineres Boot?

Unsere Suche endet zügig bei einer kleinen Auswahl an Booten, die wir uns anschauen wollen. Wir bevorzugen Yachten mit Liegeplatz Athen, denn unser ganzes Zeug ist ja bereits hier und wir haben immer nur den Samstag für den Crew-Wechsel. Wir haben ja bereits Kunden und mit denen wollen wir auf den Weg, um einen traumhaften Urlaub zu erleben.

Die nächsten Wochenenden sind also noch vollgepackter als sonst. Zu regulär anstehenden Aufgaben wie Putzen, Deck schrubben, Einkäufe erledigen und Kunden abholen kommt nun also noch ein weiteres Topic in die Agenda: Boote ansehen. Das ist wie eine Wohnungsbesichtigung, nur dass man viel mehr Geld ausgibt und noch so entscheidende Kleinigkeiten wie Motor und Technik auch noch funktionieren sollten. Und was wir da alles gesehen haben, ist teilweise so gar nicht sehenswert, aber ein Erlebnis wert. Und klar, wir nehmen euch mit:

Besichtigung 1: der Katamaran

Ja, wir haben uns auch einen Katamaran angesehen. Jetzt, wo wieder alles offen war, wollten wir einfach auch alle Optionen ansehen. Wir wollten keine Einschränkungen mehr machen, wo wir doch vorher so eingeschränkt waren, dass wir zu vernarrt auf ein Boot waren. Das geht eben schief. Da ich zuvor noch keinen Katamaran von innen gesehen hatte, sollte auch diese Option abgecheckt werden.

Es ist ein Samstag und die ganze Alimos Marina in Athen steht Kopf. Wir haben einen Termin an Pier 2, wo eines der weltweit größten Charterunternehmen seinen Sitz hat. Im Angebot ein 2009er 40 Fuß Katamaran. Prinzipiell sind Katamarane teurer. Man darf hier also nicht die gleiche Länge erwarten für den gleichen Preis. Der Verkäufer preist den Katamaran in höchsten Tönen an. Wer einmal auf dem Katamaran war, will nie wieder auf eine normale Segelyacht. Der Komfort und das Platzangebot seien unbestechlich. Ich setze also das erste Mal meine Füße auf diesen ach so tollen Katamaran und erlebe pure Enttäuschung. Hat er zu hohe Erwartungen geschürt mit seiner Lobeshymne? Liegt es an dem katastrophalen Zustand des Katamarans? Ich traue mich nicht, irgendetwas anzufassen. Der Kat ist an allen Stellen vollgesifft und dreckig. Abgenutzt. Der Wartungszustand ist eine Katastrophe. Ich versuche mich vom Eindruck des Zustands zu lösen und das Grundprinzip Katamaran zu bewerten. Der Sitzbereich ist deutlich größer und hat direkten Kontakt zur Küche. Oder eher diese kleine Ecke, die man Küche nennt. Das ist so derartig winzig, dass man kaum Staufläche hat. Deswegen stehen auch überall Sachen rum, denn es gibt keine Schränke für die Lebensmittel. Die Schränke reichen gerade so, um Geschirr, Gläser und Töpfe unterzubringen. Der Blick in die Kabinen besiegelt das Schicksal endgültig. Die Betten sind nicht wirklich breit, die Decke nicht wirklich hoch, die Betten zu kurz für Chris mit seinen 193 Körpergröße. Dieses schwimmende Ding wird schon mal nicht gekauft. Chris merkt es mir direkt an. Ich fühle mich auf dem Katamaran eher eingeengt. Ich hatte vielleicht einfach mehr erwartet, aber das Geld ist es mir nicht wert. Auch der Verkäufer merkt die Skepsis. Wir gehen von Bord und ich sage ehrlich, dass ich kein Katamaran-Segler bin. Direkt gegenüber liegt eine Bavaria 56. Sie gefällt mir von außen. Mein Blick weicht immer wieder ab. Der Verkäufer merkt es und bietet uns eine Besichtigung an. Nächste Woche könnten wir das Boot ansehen. Eigentlich will er es ja nicht verkaufen, aber vielleicht kann er da was drehen.

Kommt ihr im nächsten Blog mit auf die Bavaria 56? Bis dahin immer eine Handbreit Wasser unterm Kiel!

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