Autogenes Training II
Der nächste Tag startet chaotisch. Ich suche ein Parkhaus in der City auf und packe alles zusammen. Die Suche nach einem kostengünstigen Parkhaus in Stuttgart gestaltet sich schwierig. Die offizielle Seite der Stadt liefert zwar einige Ergebnisse, aber mit 20€ am Tag ist das schon ne ordentliche Hausnummer. Auf einer Webseite namens parkopedia finde ich dann die Nadel im Heuhaufen. 3 Tage im Parkhaus kosten hier 12€. Ein wahres Schnäppchen mitten im Zentrum! Die Adresse lautet Neue Brücke 8 und man ist in nur 2 Minuten direkt auf der größten Einkaufsmeile in Stuttgart: aktuell ein ganz heißer Tipp!
Überpünktlich bin ich 30 Minuten vor dem Start im Kursraum. Nicht die erste! Meeega Fortschritt! Die bevorstehende Entspannung scheint wohl schon positiven Einfluss auf mich zu nehmen!
Wir starten dann schließlich mit etwas Verspätung in den Kurs. Wir stellen uns vor. Rechts von mir geht es los: „Ich bin Heilerin und Heilpädagogin, war 7 Jahre in Indien, um alle Meditationsformen zu erlernen und arbeite als Reiki in Heilbronn.“ Mir fallen schon fast die Augen aus dem Kopf. Heilerin? Das ist nen Job? Mir schießen Geschichten von finanzbesessenen Wunderheilern ins Gehirn, die Krebspatienten hinters Licht führen, um durch ihre überteuerten Wundermaßnahmen finanziell Profit zu schlagen. Nein, die liebe Kursteilnehmerin ist nicht von diesem Schlag, sondern wirklich ein sehr sehr lieber Mensch, aber eben mit einer ganz anderen Lebenseinstellung und vielleicht auch Denkweise als ich.
Nun denn, ich denke mir heimlich, dass nun ja nichts mehr weiter schocken kann. Weit gefehlt! Nummer 2: „Ich bin Kräuterheilfrau, autogenes Training möchte ich erlernen, weil mir die Gesundheit der Psyche sehr wichtig ist und ich vor zwei Jahren selbst in einer Krankheitsphase zu diesem Thema gefunden habe.
Und ganz plötzlich fühlst du dich total falsch am Platze! Ich war noch nie in einer Vorstellungsrunde so aufgeregt. Was soll man da noch sagen? Ich bin nicht so spirituell, ich habe noch nie meditiert, ich lebe bisher einfach kein Omm? Psyche ist super wichtig, aber genauso der Körper.
Ich bleibe bei der Wahrheit und berichte, dass ich Ärztin bin und gerne meinen Urlaubern oder Unternehmen autogenes Training anbieten möchte. Und das ist für alle vollkommen legitim. Irgendwie frage ich mich in diesem Moment, ob eine so offene Einstellung wohl auch in umgekehrter Betrachtung möglich wäre? Irgendwie herrscht hier mehr Toleranz im Raum als in den üblichen Fortbildungen der Mediziner, wo einer nach dem anderen rumprahlt, wie toll er ist und was er alles kann. Wer da nicht mithalten kann, wird fast schon ausgegrenzt.
Die Vorstellungsrunde geht weiter. Gestresste Mamas, Mediatoren, Coach für wertschätzende Kommunikation, Ergos und Physios, die ihr Angebot erweitern möchten, aber alle Vorerfahrungen im Thema Entspannung. Am Ende fühlt man sich trotzdem willkommen und schon allein das setzt den Sinn des Themas um: Entspannung!
Nur leider nicht sehr lange. Warum? Es gibt einen Grund für Key Finder. Wer auf peinliche Geschichten aus meinem chaotischen Leben gespannt ist, kriegt morgen die ganze Geschichte!